SWISS Recraft Collection
Nach beeindruckenden 27 Jahren Dienst setzte der SWISS Airbus A321 «HB-IOC» im Jahr 2022 zur letzten Landung in Zürich auf. Im Rahmen eines Pilotprojekts für das erste Flugzeug-Upcycling von SWISS entstand die SWISS Recraft Collection, die die Geschichte von HB-IOC in neuer Gestalt weiterleben lässt.
Ein neues Leben für ausgediente Flugzeugteile
Ein Flugzeug wird aus hochwertigen Komponenten gebaut, um seine Gäste und Crews zuverlässig und sicher an ihr Ziel zu bringen. Seine kostbaren Einzelteile behalten ihren Wert, selbst wenn es nach vielen Jahren ausgemustert und durch ein moderneres, treibstoffeffizienteres Flugzeug ersetzt wird. Während des sogenannten «Part-outs» bauen Mitarbeitende der SWISS Technik Division die Teile für fachgerechtes Recycling aus, nutzen sie als Ersatzteile oder stellen sie als Schulungsmaterial zur Verfügung. So wurde es auch nach der letzten Landung mit HB-IOC gehandhabt.
Neu bei diesem Flugzeug ist jedoch, dass ausgediente Teile zu neuen Gegenständen umfunktioniert, also upgecycelt, wurden. Diese kreative Umnutzung ermöglicht eine innovative Weiterverwendung der Komponenten.
Einzigartiges und minimalistisches Design
Vergangenheit trifft auf Gegenwart: Um den historischen Charakter des ikonischen Airbus A321 mit dem Upcycling zu würdigen, hat SWISS die erste Accessoire- und Möbelkollektion SWISS Recraft Collection entwickelt. Designt in der Schweiz und handgefertigt in Deutschland, ist sie zeitlos, minimalistisch, limitiert und begeistert ästhetisch ebenso wie funktional.
Designprozess
Entstanden sind Koffer- und Schlüsselanhänger, Wandhaken, Garderoben, Schalen, Spiegel, Beistelltische und ein speziell designtes Flugzeugfenster, das an der Wand aufgehängt zur Bar oder zum Schaukasten wird. Für die Unikate haben die Designerinnen und Designer Teile der Aussenhülle, die Unterkonstruktion des Rumpfs und die Innen- und Aussenfenster des Airbus A321 neu interpretiert.
Um die ursprüngliche Rauheit der grossen Maschine zu bewahren und Erinnerungen an ihre aktive Zeit wachzurufen, wurden die Teile nicht mit neuer Farbe übermalt. Die Materialien und Strukturen bleiben sichtbar und spiegeln die Komplexität, die Raffinesse und die Aura eines Flugzeugs wider.
SWISS legte beim Designprozess der Kollektion Wert darauf, dass die ausgedienten Flugzeugteile als solche erkennbar bleiben und so wenig zusätzliches Material wie möglich benötigt wird. Die Einzigartigkeit dieser handgefertigten Kollektion liegt daher in ihrem bewussten Minimalismus und der Funktionalität der neuen Accessoires und Möbel.
Vom Flugzeugteil zum Möbel oder Accessoire
Das erste Flugzeug-Upcycling Projekt von SWISS
Die erste SWISS Recraft Collection unterstreicht das Bekenntnis von SWISS zu Innovation, zeitloser Ästhetik und der neuartigen Wiederverwendung hochwertiger Materialien. Die aussergewöhnlichen Produkte begeistern ästhetisch ebenso wie funktional und verknüpfen auf einzigartige Weise den fast drei Dekaden währenden Dienst des Flugzeugs mit den Emotionen des Reisens.
Je nach Ausschnitt präsentieren sich die Objekte entweder in der Farbe der klassischen weissen Flugzeuglackierung, enthalten Akzente des charakteristischen SWISS Rots des Livery-Schriftzuges oder eine hellgrüne Schutzbeschichtung.
Hinweis: Bei diesen Produkten handelt es sich um Unikate von einem ausgeflotteten Flugzeug, weswegen Kratzer und Gebrauchsspuren möglich sind. Das individuelle Produkt kann von der gezeigten Darstellung abweichen.
Kofferanhänger
Flugzeugteil: Aussenhülle
Der Kofferanhänger dient zur Kennzeichnung eines Gepäckstücks und wird mit einer Kordel aus rezykliertem PET (rPET) daran befestigt.
Schlüsselanhänger
Flugzeugteil: Aussenhülle
Der Schlüsselanhänger besteht aus einem Band mit Schlüsselring und einem Haken, der aus der robusten Flugzeugaussenhülle gefertigt ist. Der Haken lässt sich einfach an Kleidungsstücken, Gepäck oder einem Schlüsselbrett anbringen. Perfekt zur SWISS Recraft Collection Garderobe passend, hält er Schlüssel auf übersichtliche und praktische Art zusammen.
Wandhaken
Flugzeugteil: Rumpfstruktur
Der einzelne Haken entstammt dem Querschnitt der Aussenhüllen-Struktur und eignet sich ideal zum Aufhängen von Kleidungsstücken. Die hellgrüne Schutzbeschichtung der Konstruktion verleiht ihm seine charakteristische Farbe. Der Haken lässt sich mit einer Schraube an der Wand montieren. Die Masse sind so gewählt, dass sich der SWISS Recraft Collection Schlüsselanhänger perfekt darin einhakt.
Garderobe/Schlüsselbrett
Flugzeugteil: Rumpfstruktur
Ihren einmaligen Look verdankt die Garderobe dem Querschnitt der Flugzeugrumpf-Struktur. Sie ist das perfekte Wandmöbel zum Aufhängen von Jacken, Mänteln, Mützen und vielen Kleidungsstücken mehr. In die Struktur sind fünf bis acht Haken integriert. Die hellgrüne Schutzbeschichtung der Konstruktion krönt das Design des Blickfangs. Befestigt wird die Garderobe mit zwei Schrauben an der Wand. Die Grösse der Haken ist so bemessen, dass sich der Schlüsselanhänger der SWISS Recraft Collection optimal darin einhängen lässt.
Schale
Flugzeugteil: Innenfenster
Das Innenfenster ruht auf einer ebenso schlichten wie raffinierten Konstruktion. Die Wölbung des Fensters formt eine perfekte Schale von eleganter Leichtigkeit und fast schwebender Optik. Das Fenster wird zum Designobjekt von skulpturaler Anmutung.
Beistelltisch
Flugzeugteil: Aussenfenster
Beim Beistelltisch verbindet sich ein Aussenfenster durch ein gewobenes Band mit dem Tischbein. Die Spannung des Bandes zieht die ursprüngliche Wölbung des Fensters flach und erzeugt dadurch eine stabile Tischoberfläche. Das Design von grosser Ausdruckskraft erinnert in seiner konzeptionellen Einfachheit an die Ästhetik eines «Ready-made»: Ein Alltagsgegenstand entwickelt sich zum Kunstwerk.
Wandbar
Flugzeugteil: Fenstersektion (Aussenhülle)
Die Wandbar besteht aus einem grosszügigen Ausschnitt der Aussenhülle samt Fenster. Die Fensteröffnung selbst bleibt leer. Denn dahinter befindet sich eine Ablagefläche für das Platzieren oder Ausstellen von Objekten. Die Wandbar lässt sich mit einfachen, weiss beschichteten Metallwinkeln an der Wand aufhängen.
Spiegel
Flugzeugteil: Fensterrahmen (Abdichtung)
Nahtlos in die Dichtung integriert, nimmt der Spiegel die ikonische Form des Fensters auf. Er lässt sich über zwei Befestigungspunkte auf der Rückseite bequem in zwei unterschiedlichen Positionen aufhängen – horizontal oder vertikal.
Hinter der SWISS Recraft Collection
SWISS ist stolz darauf, eine der modernsten Flotten Europas zu betreiben, und investiert laufend in deren Erneuerung. Neben dem Einsatz von nachhaltigem Flugtreibstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF) sind moderne Flugzeuge heute der effektivste Weg, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Daher ist es entscheidend, alte, CO2-intensivere Flugzeuge aus dem Verkehr zu nehmen und durch neue, treibstoffsparende Modelle zu ersetzen. Aus diesem Grund wurde der Airbus A321 HB-IOC durch ein sogenanntes «neo»-Modell ersetzt. «neo» steht für «new engine option» und kennzeichnet Flugzeugtypen mit moderner Technologie. Dank zahlreicher technischer Verbesserungen und neuer Triebwerke spart der A32X «neo» rund 20 Prozent Treibstoff und somit CO2-Emissionen ein.
Ein Pilotprojekt, das neue Massstäbe setzt
Neben der Reduktion von Emissionen ist ein ganzheitliches Lifecycle Management eine wesentliche Komponente der unternehmerischen Verantwortung von SWISS. Genau hier setzt das Re- und Upcycling von HB-IOC an. Im Rahmen der Ausflottung ging das Team von SWISS Technics im Zuge der fortlaufenden Nachhaltigkeitsbemühungen einen Schritt weiter: Der ausgediente A321 diente als Pilotprojekt, um neue Möglichkeiten des nachhaltigeren Umgangs mit ausgedienten Flugzeugkomponenten zu testen – sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht. Das Ziel ist es, am Ende des Lebenszyklus von Flugzeugen Standards für die Wiederverwertung und das Recycling von Flugzeugmaterialien zu setzen und zu lernen, wie wir künftig noch mehr Komponenten verantwortungsvoll wiederverwenden können.
Reuse, Upcycle, Recycle
Der gesamte Ausmusterungsprozess hat sich an der «Reuse, Upcycle, Recycle»-Pyramide orientiert, die eine Hierarchie für Abfallmanagement und Nachhaltigkeit beschreibt. Mit dem Ansatz minimiert SWISS Abfall und reduziert die Umweltbelastung.
Reuse
Die Wiederverwendung (Reuse) von ausgedienten Materialien für ihren ursprünglichen Zweck stellt die beste Option dar. Die Erfahrungen, die bei dieser Ausflottung gemacht wurden, erlauben es uns, noch mehr Komponenten als bei früheren Projekten zu identifizieren, die sich als Ersatzteile für die aktive Flotte weiterverwenden lassen. Von HB-IOC werden über 200 Flugzeugteile erneut genutzt – darunter Triebwerks- und Flügelkomponenten, Unterhaltungssysteme, Cockpit-Displays und Galley-Geräte wie Kaffeemaschinen und Öfen. Viele Kabinenteile finden zudem innerhalb der Lufthansa Group neue Verwendung, zum Beispiel bei der Modernisierung von Crew-Simulatoren.
Upcycle
Lassen sich Teile nicht wiederverwenden, ist die nächste Stufe das Upcycling. Dabei werden sie – wie erstmals bei der SWISS Recraft Collection – umfunktioniert.
Recycling
Ist ein Upcycling nicht möglich, folgt als letzte Option das Recycling: Teile werden in ihre ursprünglichen Komponenten, darunter Metalle wie Aluminium, Stahl oder Titan, zurückgeführt. Von HB-IOC liessen sich etwa 20 Tonnen Aluminiumlegierungen, knapp zwei Tonnen Eisen und weitere hochwertige Legierungen rezyklieren. Im Vergleich zu früheren Ausflottungen führte dies zu über einer Tonne weniger Abfall.
Falls Teile weder wiederverwendet, upgecycelt noch rezykliert werden können, entsorgen sie ausgesuchte Partner der Aircraft Fleet Recycling Association (AFRA) professionell. SWISS wurde im Rahmen des Projekts Mitglied der AFRA. Die Organisation setzt sich für die umweltgerechte Verwertung von ausgemusterten Flugzeugen und nachhaltige Entsorgungspraktiken ein.
1315 Mal um die Erde
Die letzte Landung des damals ältesten SWISS Airbus A321 wurde am 24. Oktober 2022 am Flughafen Zürich gefeiert. 27 Jahre lang hatte das Flugzeug im Dienst von Swissair und SWISS mehr als sieben Millionen Gäste befördert und rund 47.000 Starts und Landungen absolviert. Der A321 verbrachte über 73.000 Stunden in der Luft und umrundete dabei die Erde 1315 Mal – das entspricht 137 Flügen zum Mond und zurück.
Eingeflottet bei Swissair am 7. März 1995, bezog sich die Immatrikulation «IOC» des Airbus auf das International Olympic Committee (IOC). In der Folge war er ein Jahr lang mit den olympischen Ringen verziert. Wie alle Flugzeuge von SWISS trug auch HB-IOC einen Städtenamen. Passend zum Hauptsitz des IOC wurde der Airbus 1996 von Neuchâtel auf Lausanne umgetauft. Jahre später erhielt er den Namen St. Moritz und trug fortan den Charme des Engadiner Ferienorts durch ganz Europa.
Nun lebt ein Teil von HB-IOC als SWISS Recraft Collection bei Aviatik-Liebhaberinnen und -Liebhabern weiter, die seine Geschichte würdevoll in ihren Alltag integrieren.
Was hat es mit Flugzeugimmatrikulationen auf sich?
In der Welt der zivilen Luftfahrt spielen Kennzeichen für die Identifizierung eine wichtige Rolle. Seit 1944 ist es Pflicht, für jedes in der internationalen Luftfahrt verwendete Flugzeug ein Kennzeichen zu führen. In der Schweiz ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) für die Koordination dafür zuständig.
Bei Flugzeugen, Helikoptern, Ballonen und Luftschiffen, wie beispielsweise Zeppelinen besteht das Eintragungszeichen nebst der vorangestellten Länderkennung (HB für die Schweiz) aus drei Buchstaben. Der erste Buchstabe des Eintragungszeichens nach dem Ländercode enthält Informationen über die Art des Luftfahrzeugs. So stehen die Buchstaben I und J für Flugzeuge mit über 15 Tonnen Gewicht. Der zweite Buchstabe wird jeweils für ein Flugzeugmuster (z.B. A350 oder A320neo) gewählt. Der dritte Buchstabe ist keineswegs zufällig gewählt. Bei SWISS erhält jeweils das erste Flugzeug eines neuen Modells den ersten Buchstaben des Alphabets.
Ausgesprochen werden die Buchstaben gemäss dem NATO-Alphabet, bei HB-IOC also: Hotel Bravo – India Oscar Charlie.