Blitze schlängeln sich entlang des Fensters. Ich befinde mich im Cockpit des Fluges von Johannesburg nach Zürich und blicke fasziniert in die Nacht hinaus, wo sich ein Lichtspiel entlädt. Das Phänomen nennt sich Elmsfeuer und wird verursacht durch ein knapp 50 km entferntes Gewitter. Die durch elektrische Ladung hervorgerufene Lichterscheinung spielt sich unmittelbar vor unseren Augen ab. Ich zücke meine Handykamera und lasse mir gleichzeitig von den Piloten erklären, dass die Erscheinung des ungefährlichen Elmsfeuers eher selten zu beobachten ist. Zu sehen ist das Naturschauspiel vorwiegend auf Strecken von und nach Johnnesburg, Singapur, Hongkong oder Bangkok. Ihre geografische Lage sowie das warme und feuchte Klima befördern das Gewitterpotenzial und somit die Entstehung eines Elmsfeuers. Eher selten wird man daher Zeuge des spektakulären Phänomens auf Flügen über Europa.
"Der Anblick des Phänomens überwältigt mich immer wieder aufs Neue."
Während eines Gewitters entladen sich kleine, aufgeladene Eiskristalle, genauer Wassertropfen, mittels Reibung am Cockpitfenster. Auch Eruptionswolken bestehend aus Vulkanasche könnten das gleiche Phänomen hervorrufen. Nur werden Gebiete, die von einem Vulkanausbruch betroffen sind, umflogen.
Oftmals bemerken die Piloten ein Elmsfeuer bereits kurz vor dessen Auftreten. Die Piloten beschreiben, dass sich die Lichterscheinung meist durch einen elektrisch-statischen Geruch im Cockpit ankündigt.
Seit Beginn meiner Tätigkeit als Flight Attendant konnte ich das Elmsfeuer schon einige Male aus dem Cockpit heraus miterleben und auf Kamera festhalten. Immer wieder aufs Neue zieht mich das bildgewaltige Wetterphänomen in seinen Bann.
Text und Bild: Claudia von Känel
Publikationsdatum: 09.05.2023