Dolce Vita in Apulien

Schöne Masserien, unberührte Landschaften, schicke Beachclubs, gutes Essen - Apulien ist zum Trendziel geworden. Wer nicht gerade im Hochsommer anreist, kann hier auch ganz entspannt süditalienische Lebensart erleben.

Signora Giuseppina Cardona, Inhaberin des Principe del Mare, hat den Tisch gedeckt: ein helles Baumwolltuch und Stoffservietten, schlichte Teller und langstielige Weingläser. Die rustikal geschnittenen Weissbrotscheiben sind in einer Papiertüte verpackt, für den sanft perlenden Rosé gibt es einen Weinkühler. Ihre Gäste sind fast ausschliesslich aus der Umgebung – sie wissen, dass es im kleinen Familienbetrieb an der Küste bei Savelletri die besten Spaghetti alle Vongole und einen zarten Oktopussalat gibt. „Unser Bestseller sind allerdings die Seeigel“, erzählt Giuseppina weiter. „Möchten Sie probieren“?

The Principe del Mare serves the best Spaghetti Vongole.
The Principe del Mare serves the best Spaghetti Vongole. © Principe del Mare

Süditalien, die Adria, eine Fischbude am Meer - Apulien ist ein Sommertraum! Die Region am Absatz des Stiefels punktet mit 800 Kilometern teils spektakulärer Küste, tausendjährigen Olivenbäumen, fruchtbaren Feldern und weissen Dörfern, die wie Adlerhorste auf Hügeln thronen. Wer auf der Landstrasse nach Cisternino fährt, kommt an graugrün schimmernden Olivenhainen und schmucken Trulli - den landestypischen Rundhäusern mit kegelförmigem Steindach - vorbei. Wie ein Schneckenhaus winden sich die engen Altstadtgassen im ummauerten Ortskern, der verwinkelte Ortskern ist autofrei und auf der schönen Piazza Vittorio Emanuele kann man zum Cappuccino einen mit Quarkcreme gefüllten Cannolo geniessen.

An der Küste locken barocke Städtchen wie Monopoli mit einer prächtigen Basilika und einem Gewirr enger Gassen, die oft überraschend auf einer idyllischen Piazza enden. Die hoch über dem Meer gelegene Strandpromenade führt dagegen zum alten Hafen mit seiner gut erhaltenen Festung aus dem 16. Jahrhundert oder in die andere Richtung zum Strand bzw. zu einer Reihe bezaubernder Buchten, an denen sich in den letzten Jahren immer mehr schicke Beach Clubs angesiedelt haben. Zu den angesagtesten gehören der von steilen Klippen flankierte Lido Marzà und der sichelförmige Strand von Porto Giacciolo am Fuße einer mächtigen Küstenfestung.

„Noch vor zehn Jahren waren durchgestylte Beach Clubs an unserer Küste eine Seltenheit“, sagt Vittorio Muolo, der mit seinem eigenen, 2005 eröffneten Coccaro Beach Club Pionierarbeit geleistet hat. Und nicht nur damit: Ihm gehört auch die Masseria Torre Coccaro, die vor gut 20 Jahren als eine der ersten Luxusherbergen zahlende Gäste empfing und bis heute zu den romantischsten und elegantesten Herbergen Apuliens zählt. Nicht weit entfernt liegt die Masseria Alchimia, ein schickes, designorientiertes Gästehaus mit neun Studios und Suiten, die mit Pendelleuchten von Flos, Tischen von Saarinen und Schaukelstühlen von Charles und Ray Eames punkten. „Für den Preis, den ich 2006 bezahlt habe, bekommt man heute nicht einmal mehr ein schönes Ferienhaus“, meint die Schweizerin Caroline Groszer, „der Masseria-Markt ist in den letzten Jahren explodiert, die alten Landgüter sind gefragt wie nie.“

"Apulien ist noch immer authentisch italienisch".

Laurence Pineau Valencienne
Galleria Valencienne

Derzeit rückt das etwas weiter südlich gelegene Ostuni in den Fokus. Schon von weitem strahlt das strahlend weisse 30.000-Einwohner-Städtchen dem Besucher entgegen. Keine hässlichen Bauten verschandeln die Peripherie und schon gar nicht das Zentrum mit der weitläufigen Piazza della Libertà, dem imposanten Dom, den kopfsteingepflasterten Altstadtgassen und der mächtigen Stadtmauer, die einen Cinemascope-Blick über die ländlichen Weiten der Ebene des Valle d'Itria und das Türkis der Adria freigibt. „Dieser Ort hat eine besondere Magie“, sagt die Pariserin Laurence Pineau Valencienne, die mit ihrer hübschen Boutique Galleria Valencienne für urbanes Flair sorgt, „im Vergleich zu anderen Regionen Italiens ist Apulien noch authentisch italienisch“. Bis jetzt jedenfalls.

Essen
Entlang der Küste von Savelletri und im malerischen Bergdorf Locorotondo warten kulinarische Genüsse in Apulien.

Drinks
Gemütliche Bars und Cafés laden in Apulien dazu ein, "la dolce far niente" - das süsse Nichtstun - zu zelebrieren.

Übernachten
Im ländlichen Idyll von Savelletri, versteckt im Hinterland, erwarten einen atemberaubende Unterkünfte in historischen Masserien. 

Shopping
In Apulien entfaltet sich eine reiche Welt des Designs und der Kunst in kleinen Geschäften wie die "Galleria Valencienne," "Vico dei Bolognesi" und "Peppino Campanella".

Anschauen

Selektion & Text: Patricia Engelhorn

 

Publikationsdatum: 01.09.23