Kommt bei dir beim Rollgeräusch eines Koffers auch Fernweh auf? Und vielleicht noch etwas mehr, wenn du das Gepäcketikett mit dem Strichcode und den drei Buchstaben des Zielflughafens auf dem Koffer siehst? Hinter diesen Lettern stecken historisch bedingte Entwicklungen, globale Komplexitäten und lustige Kuriositäten – ebenso in der Schweiz. Nicht selten nutzen Flughäfen die drei Buchstaben mittlerweile gar zu Vermarktungszwecken.
Um Verwechslungen bei den Flugbuchungen zu vermeiden, ist ein weltweit einheitliches System unerlässlich. Dafür sorgt die Internationale Organisation der Luftfahrtgesellschaften (IATA), welche seit den 1930er Jahren die Flughafen-Codes (auch IATA-Codes oder «Three-Letter-Codes» genannt) vergibt. Einen logischen Standard sucht man allerdings vergebens, was auf die geschichtliche Entwicklung zurückzuführen ist.
So setzen sich die Flughafen-Codes zusammen
Häufig besteht das Kürzel aus den ersten drei Buchstaben des Orts (AMS – Amsterdam, FRA – Frankfurt, SIN – Singapur). Da grössere Städte derweil über mehrere Flughäfen verfügen, benötigen diese separate Codes (LHR – London Heathrow, LGW – London Gatwick, LCY – London City). Und um es noch etwas komplizierter zu machen, gibt es noch den Metropolitan Area Code für grosse Städte mit mehreren Flughäfen. Wenn man als Passagier auf einer Buchungsplattform nach LON sucht, werden Flüge an alle Flughäfen in der britischen Hauptstadt angezeigt, obschon LON nie auf dem Koffer-Tag stehen wird, weil er keinem spezifischen Flughafen zugeordnet ist.
Bestimmt sind dir auch schon Flughäfen aufgefallen, die nach Persönlichkeiten benannt wurden (JFK – John F. Kennedy, New York; CDG – Charles de Gaulle, Paris). Warum wird denn Dublin mit DUB abgekürzt und nicht Dubai (DXB)? Dieses Kürzel war bereits vergeben, als in den Emiraten die ersten Flugzeuge landeten. Neue Flughäfen müssen folglich nehmen, was an Codes übriggeblieben ist.
Von der Wetterstation zum Flughafen
Wenn man in den Geschichtsbüchern weiter zurückblättert, findet man heraus, dass der Ursprung der Codes auf den amerikanischen Wetterdienst zurückgehen, die über zweistellige Codes verfügt haben. Mit dem aufkommenden Flugverkehr wurde das System auf drei Buchstaben erweitert, sodass sich ein Flughafen einer nahgelegenen Wetterstation orientierte. So wurde meist ein X an den Code der Wetterstation angehängt, was beispielsweise aus LA in Los Angeles LAX machte.
Und weil in den USA ursprünglich die Anfangsbuchstaben N für die Navy und W für Radiostationen bestimmt waren, beginnt der Code des Hauptstadtflughafens Washington nicht etwa mit W, sondern heisst IAD (Washington International Airport Dulles) oder EWR für Newark in New Jersey. Solche Spezialfälle sind rund um den Globus viele zu finden. Die Kürzel blieben aber auch omnipräsente Zeitzeugen. LED für St. Petersburg stammt noch aus der Zeit, als die Stadt Leningrad hiess oder Mumbai (früher Bombay) trägt auch heute den Code BOM.
Sonderfall Schweiz
Bei den zahlreichen internationalen Sonderfällen überrascht es wenig, dass auch die Schweiz einen vorweisen kann. Der EuroAirport Basel, Mulhouse, Freiburg liegt im Länderdreieck Schweiz-Frankreich-Deutschland und ist der weltweit einzige Flughafen, der von zwei Staaten gemeinsam betrieben wird (Schweiz und Frankreich). Entsprechend verfügt er auch über zwei IATA-Codes: BSL (Basel), MLH (Mulhouse), bis 2021 mit EAP (EuroAirport) gar über einen dritten.
Im Übrigen hat die IATA ihren Sitz im kanadischen Montréal (YUL), womit wir zu einer weiteren Eigenheit kommen. Denn die meisten Flughafen-Codes in Kanada beginnen mit einem Y. Warum das so ist, scheint nicht restlos geklärt. Die Theorien sind beinahe so vielseitig wie die Buchstabenkombinationen, die mit drei Buchstaben auf genau 17'576 limitiert sind. Bei weltweit über 40'000 Flughäfen führt das dazu, dass diese ein bestimmtes Verkehrsaufkommen aufweisen müssen, um einen der begehrten «Three-Letter-Codes» zu ergattern. Und wie unterscheiden sich all die Übrigen?
Noch mehr (lustige) Codes
Insbesondere Pilot:innen und Fluglots:innen arbeiten mit vier Buchstaben, damit auch allen klar ist, wohin der Flug genau gehen soll. Diese vierstelligen Codes, die von der Internationalen Zivilen Luftverkehrsorganisation (ICAO) vergeben werden, sind bei Passagieren kaum bekannt. Dabei stellen in der Regel die ersten Buchstaben die Region dar: Beispielsweise L für Südeuropa, S für die Schweiz. So hat Genf den Code LSGG und Zürich LSZH. Immerhin scheint hier ein bisschen System dahinter zu stecken.
Zum Abschluss kehren wir zu den drei Buchstaben zurück, indem wir die Codes in Form von ein paar amüsanten Kombinationen zusammengestellt haben.
OMG, SOO HOT AND WON-DER-FUL, WOW! WIL’ TEL’ MOM AND DAD, REA-LLY FUN, LOL!
OMG (Omega, Namibia), SOO (Söderhamn, Schweden) HOT (Hot Springs, US) AND (Anderson, US) WON (Wondoola, Australia) DER (Derim, Papua New Guinea) FUL (Fullerton, US), WOW (Willow, US)! WIL (Wilson, Kenya), TEL (Telupid, Malaysia) MOM (Moudjeria, Mauretanien) AND (Anderson, US) DAD (Da Nang, Vietnam), REA (Reao, Franz. Polynesien) LLY (South Jersey, US) FUN (Funafuti, Tuvalu), LOL (Derby Field, US)!
Wer weitere spannende Hintergründe oder noch mehr Ordnung in die Buchstabensuppe der Flughafen-Codes bringen möchte, dem ist dringend das Video The Maddening Mess of Airport Codes! zu empfehlen.
Text: Mario Schuler
Publikation: 10.04.2024