Niemand kennt Wiens geheime Genussadressen besser als Severin Corti, der führende – und legendär scharfzüngige – Restaurantkritiker des Landes. Einst bekochte er selbst Restaurantgäste in der Wiener Innenstadt, heute durchkämmt er die Stadt auf der Suche nach stets neuen Tipps für die urbanen, auf entspannten Genuss fokussierten Leser der Tageszeitung «Der Standard». Er hat festgestellt: «Obwohl die Wiener im Grunde sehr konservative Esser sind, hat sich die Gastroszene hier unheimlich toll entwickelt.» Für das SWISS Magazine hat er zehn Tips zusammengestellt.
#1 Café Viola
Viola Bachmayr-Heyda gilt bei Kennern als die talentierteste Pâtissière der Zuckerbäcker-Metropole. Seit kurzem hat sie endlich ihre eigene Adresse, ein von aussen bescheiden wirkendes kleines Café, in dem sie täglich frische Köstlichkeiten der sündhaft süssen Art serviert. Unverzichtbar: Violas Kardamom-Cremeschnitte! viola.wien
#2 The BirdYard
Im Souterrain lockt eine angesagte Cocktailbar mit surreal schönen Wandmalereien, im Erdgeschoss und im ersten Stock wird unkompliziertes Fine Dining für junge Leute mit schmaler Börse und ausgereiften Geschmacksnerven serviert. Die Betreiber, weitgereiste Wiener Chinesen der zweiten Generation, servieren ausgereifte Kreationen. thebirdyard.at
#3 Fleischerei Kröppel
Der letzte «Fleischhauer» (so nennen die Wiener den Metzger!) der Innenstadt ist zwar kein Luxusladen, dafür wird hier noch wie früher täglich in der Früh der mächtige, frisch gekochte Beinschinken angeschnitten. In ein krachfrisches Semmerl gepackt, ist das ein Snack, der durchaus als schnelles und köstliches Mittagsmahl taugt. fleischerei kröppel
#4 Joseph Brot
Nachdem die handwerklichen Bäckereien fast schon ausgestorben waren, hat Joseph Weghaupt die Tradition zu neuem Leben erweckt und Bäckerei mit angesagtem Restaurant kombiniert. Tagsüber gibt es herrliches Brot und Gebäck, abends klug interpretierte, aus regionalen Zutaten gefertigte neue Wiener Küche. Tolle Auswahl an Natural Wines! joseph.co.at
#5 Gasthaus «Zum Friedensrichter»
Durch die Fenster zum Donaukanal scheint mild die Sonne, aus der Küche ist das rhythmische Klopfen der Schnitzel zu hören und man sitzt sehr gepflegt in einem alten, einfachen Gasthaus. Es hat den Ruf, die besten Wiener Schnitzel der Stadt zu servieren – und da kann durchaus etwas dran sein. zumfriedensrichter.at
#6 Bar Tür 7
Kein Schild, nur eine Klingel an einer unauffälligen Tür. Wer eingelassen wird, darf sich auf Drinks gefasst machen, wie es sie sonst nirgendwo gibt. Bartender Gery Tsai und sein Team mixen jeden Drink massgeschneidert auf den jeweiligen Gast. Klingt gefährlich, schmeckt unglaublich gut! Vorsicht: Hier wird wie in alten Zeiten noch hemmungslos geraucht. tuer7.at
#7 Café Eiles
Ein Traditionskaffeehaus mit Marmortischen, Plüschbänken und klassischer Kuchenvitrine wurde entstaubt. Seither agiert freundlich zugewandtes Personal statt grantiger Kellner, die Speisekarte wurde ein wenig aufgefrischt, der Kaffee schmeckt plötzlich gut. Das ist Altwiener Charme auf neue Art! cafeeiles.at
#8 Zum Schwarzen Kameel
Seit 400 Jahren gibt es die feinste Delikatesshandlung der Stadt schon, inzwischen ist sie als Restaurant legendär, in dem die grosse Wiener Küche entspannt, aber in perfekter Manier präsentiert wird. Ein Must: die köstlichen Sandwiches an der stets dicht besetzten Apéro-Bar. kameel.at
#9 Shiki
Joji Hattori, gefeierter japanischer Dirigent in Wien, wollte ein japanisches Restaurant der Spitzenklasse in Wien – also eröffnete er selbst eines. In exquisitem Interieur werden hinreissende Sushi-Kreationen serviert, aber auch mehrgängige Menüs aus exklusiv japanischen sowie ausgesuchten alpinen Zutaten. Ideal zum Dinner vor der Oper. shiki.at
#10 Weinhaus «Zu den seligen Affen»
Das Weinhaus war jahrzehntelang geschlossen, bis es von einem jungen Gastronomen wachgeküsst wurde. Das Interieur ist original aus den frühen 1950er-Jahren. Serviert werden wienerische Köstlichkeiten aus der kalten Küche und Weine einiger der talentiertesten jungen Winzer des Landes. weinhaus-pfandler.at
Text: Severin Corti
Photos: Gerhard Wasserbauer
Datum der Publikation: 06.01.2023