Süss, süsser, Läckerli Huus

Bereits auf dem Parkplatz kommen uns Familien mit Köstlichkeiten entgegen, von denen die einen oder anderen schon naschen. Wir sind eindeutig kurz davor: Hier muss es zum Läckerli Huus gehen. Ein Haus voller Tradition, Liebe zum Detail und vor allem voller Leckereien.

Wem haben die Basler ihr Läckerli Huus zu verdanken? Streng genommen Amerika. Denn dahin wollte der Confiseur André Klein auswandern, als er sich 1903 von Meiringen auf den Weg machte. Er kam nur knapp 150 Kilometer weit, bis nach Basel. Dort stieg er in eine Confiserie ein, übernahm diese nach einem Jahr und blieb in der Rheinstadt. 1904 gründete er das bis heute erfolgreiche Läckerli Huus.

Seit Beginn werden hier die berühmten «Original Basler Läckerli» produziert, ein Produkt mit weit zurückreichender Tradition, vermutlich bis ins 11. Jahrhundert. Zu jener Zeit blühte in Basel der Handel. Aufgrund der Lage am Rhein und der guten Anbindung an die Schifffahrt war Basel ein Umschlagplatz für orientalische Produkte wie Gewürze, Orangen oder Mandeln. Erst würzten die Geistlichen in den Klöstern ihre Gerichte mit diesen Zutaten, dann die Adligen. Um 1400 entstand schliesslich das Lebkuchengewerbe in der Schweiz. Eine Leckerei, die bis heute die ganze Welt begeistert.

Die Arbeiter in der Fabrik verzieren von Hand schmetterlingsförmige Kekse.
Jedes Läckerli ein Unikat: Die Dekoration der Läckerli wird von Hand gemacht.

Genusswelt
Das Läckerli Huus hat mit seinen 150 Mitarbeitenden das Gebäck zur Perfektion gebracht. Mittlerweile sind auch verschiedene Geschmacksrichtungen auf dem Markt: Zitrone, Apfel oder ganz neu Birne. Das Sortiment umfasst bis zu 300 verschiedene Produkte und Produktvariationen. «Die Basler Läckerli machen 50 Prozent unseres Umsatzes aus», erklärt uns Inhaberin und Geschäftsführerin Miriam Baumann, die 2007 das Läckerli Huus übernommen hat. «Wir produzieren jährlich bis zu 1000 Tonnen. Sie sind sozusagen unser Verkaufsschlager, dicht gefolgt von den Rahmtäfeli.»

Eine spiralförmige Metallkonstruktion, auf welcher wie auf einer Rutschbahn aneinandergereiht Rahmtäfeli liegen.
Süss, süsser, Läckerli Huus: Im Basler Unternehmen dreht sich alles um Läckerli, Rahmtäfeli und Schokolade.

Diese und andere Produkte können in der Genusswelt vor Ort probiert werden. Eine Führung gespickt mit Köstlichkeiten: Auf schwarz-weissen Wänden wird die Geschichte des Hauses dargestellt. An verschiedenen Stationen kann man Original Basler Läckerli kosten, entlang einer Spirale sind Rahmtäfeli aufgereiht und auf einer Säule stehen Rutschbahnen voll mit Gelee, an deren Ende man zugreifen kann. Alles in Miniatur. «Nicht, dass unseren Gästen bei so viel Süssem schlecht wird», so die Geschäftsführerin. «Obwohl: Von den Basler Läckerli hat man nie genug. Die kann ich den ganzen Tag essen», fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu.

Seit 2015 gehört auch Schokolade zum Sortiment. «Die Schweiz ist ein Schoggiland und das Läckerli Huus steht für Süsses. Für uns ist es daher die ideale Ergänzung zu den bisherigen Produkten», erklärt Miriam Baumann den Schritt. «Natürlich ist es nicht unser ursprüngliches Kerngeschäft. Wir haben uns daher auf ausgewählte Spezialitäten im Schokoladensegment konzentriert.» Ein gutes Beispiel sind die Kreationen mit Ruby-Schokolade, deren cremige Textur und fruchtiger Geschmack die Herzen von Schokoladenliebhabern höherschlagen lässt. Die rosa Farbe stammt aus der speziellen Ruby-Kakaobohne.

"Von den Basler Läckerli hat man nie genug."

Miriam Baumann
Inhaberin & Geschäftsführerin Läckerli Huus
Inhaberin und Geschäftsführerin des Läckerli Huus Miriam Baumann.
Inhaberin und Geschäftsführerin Miriam Baumann.

Hinter den Kulissen
Nach der Genusswelt geht es in die Produktion. Hygiene wird hier grossgeschrieben: Schmuck muss abgelegt und Schutzkleidung angezogen werden. Noch die Hände waschen, desinfizieren und wir dürfen durch die Schleuse treten. Hinter jeder Tür wehen uns verschiedene Gerüche entgegen: Karamell, Schokolade und Läckerli – es ist ein Paradies für die süssen Sinne. In der Kreativabteilung wird gerade experimentiert. Es geht um die Figuren für das Weihnachtsgeschäft 2019. In der Endauswahl stehen ein rosafarbener Teddybär aus der eben erwähnten Ruby- Schokolade und ein Pinguin aus dunkler Schokolade – welcher wird es wohl werden? Das erfahren wir dann, wenn im Oktober das Weihnachtsgeschäft startet und die Regale der zehn Verkaufsläden in der Schweiz mit den Weihnachtsprodukten des Läckerli Huus gefüllt werden.

Für alle süssen Sinne
Es geht weiter, vorbei an den aus Milch und Zucker karamellisierten Rahmtäfeli. Diese kristallisieren bis zu vier Wochen in Klimaräumen, um ihre mürbe und weiche Konsistenz zu erhalten. «Die Rahmtäfeli produzieren wir auch in Kleinformaten für Eiscreme, zum Beispiel für Mövenpick», erklärt uns Miriam Baumann. Durch die nächste Tür gelangen wir zur Läckerli-Produktion. «Die Herstellung der Original Basler Läckerli ist aufwendig», so Baumann. Wir laufen an einem grossen Teigbehälter vorbei. «Der Teig ist sehr fest. Herkömmliche Produktionsanlagen reichen da nicht aus. Die sind eher für Biskuitteig gemacht. Wir mussten sie daher verstärken, damit sie den Teig kneten und auswallen können.» Dann läuft der Teig in den Ofen. Anschliessend werden die grossen Teigplatten glasiert und dann zugeschnitten. Soll es eine besondere Form sein, ein Kleeblatt zum Beispiel, wird mit einem Wasserstrahl unter hohem Druck geschnitten. Danach geht es an die Dekoration der Produkte, die im Läckerli Huus von Hand kreiert wird.

Die letzte Station führt uns in die Verpackungsabteilung. Hier werden Läckerli & Co. in verschiedene Schachteln und Dosen sortiert und anschliessend für die Verteilung in die Filialen oder an den Endverbraucher vorbereitet. Der Versand erfolgt weltweit und papierlos. Mit dem Verlassen der Produktion verlieren wir auch die feinen Gerüche aus der Nase. Was jedoch bleibt, ist der Eindruck der hohen Qualität des Läckerli Huus und der Leidenschaft, die hier zum Einsatz kommt. «Ich stehe zu 100 Prozent hinter unserem Produkt. Und das ist mir auch bei unseren Mitarbeitenden wichtig. Wir identifizieren uns alle stark mit dem Unternehmen», betont Miriam Baumann zum Abschluss. Eine Frage haben wir dann doch noch an den bekennenden Süssigkeitenfan: Backen Sie zu Hause überhaupt noch selbst? «Ja, aber wenig. Vielleicht mal einen Kuchen mit den Kindern», antwortet sie uns. «Wenn wir Gäste haben, kommen aber oft die Original Basler Läckerli auf den Tisch. Unsere Freunde sind fast enttäuscht, wenn sie keine Läckerli bekommen, obwohl meine Kuchen wirklich nicht schlecht sind.»

Information
Dosen mit exklusiven Designs haben eine lange Tradition beim Läckerli Huus. Sie sind ein Markenzeichen des Unternehmens und bieten auch Firmenkunden individuelle Möglichkeiten. Vom fahrenden Feuerwehrauto, über die klassische Fasnachtstrommel bis hin zur Zirkus Knie-Jubiläumsdose macht das Unternehmen die Verpackung der Süssigkeiten zu einem zusätzlichen Highlight. 
laeckerli-huus.ch

Text: Anja Beeler / Fotos: Erwin Windmüller