Der Weg zu Burninglights führt auto-matisch zu Ruhe. Im Herzen Zürichs hat sich die Designerin Marisa Burn in einem idyllischen Innenhof ein-gerichtet. Aus dem Brunnen dort fliesst Quellwasser und üppiger Bambus lädt zu tiefem Luftholen ein. Hierhin fand die Designerin über Umwege. Vor einem Jahrzehnt lancierte sie mit HopeHope das erste Onlinemagazin der Schweiz. Ihr Ehrgeiz war gross, der Tatendrang ebenso. Sie hat weg-weisend Marken illustriert und inszeniert. Nur: «Irgendwann hatte meine Arbeit keine Tiefe mehr.»
Am 17. Juli 2013 publizierte sie das letzte Foto auf ihrem Blog. Sie posierte darauf mit dem Peace-Zeichen und zeigte damit unbewusst, zu welchem Horizont sie aufbrechen wollte. Die Geburt ihrer Kinder brachte eine fast zwei-jährige Pause mit sich, in der sie mit frischem Geist ihr Projekt Burninglights in sich reifen liess. «Ich wollte Lifestyle, Handwerk und Spiri-tualität verbinden.» Eines Tages hat sie dann einen Business plan aufgestellt und Nägel mit Köpfen gemacht. Mit sicherem Gespür entwi-ckelte sie Produkte, die das Bewusstsein für Ent-schleunigung im Alltag schärfen. Putzmittel, Schreibwaren oder Tees. Ihre Philosophie fliesst bereits in die Herstellung der Produkte ein: Die Blüten für den Tee werden in der Innerschweiz von Hand gepflückt und an der Sonne getrocknet, bevor Marisa alles selbst mischt und verpackt.
Design als Türöffner
«Die schöne Verpackung ist ein Türöffner, der dazu führen soll, dass Menschen unbeschwerter mit dem Thema Spiritualität umgehen.» «Silver Morning» heisst ihr Tee, der einem hilft, in den Tag zu starten, «Find Me in the Flower Fields» die Räuchermischung, die einen in Wohlbefinden versetzt. «Ich will kurze Momente schaffen, die uns eine Auszeit vom schnelllebigen Alltag erlau-ben.» Ihr organisches Putzmittel «Holy Mountain Cleaner» mit ätherischen Ölen von Arve, Weih-rauch und Zimt ist so schön verpackt, dass es sich als Deko eignet.
So wird selbst Putzen zur mentalen Pause. «Wichtig ist, dass Achtsamkeit nicht zu einem Leistungsauftrag wird. Dass man nicht ins Yoga stresst und denkt, über jedem Problem stehen zu müssen. Es geht darum, dass wir im Leben stehen und nicht darüber», meint Marisa. «Man muss damit klarkommen, dass es stressige Zeiten gibt und andere, in denen man sich bewusst eine Auszeit nehmen kann.» Zu Hause hat Marisa kein Büro, denn dort ist Familienalltag angesagt. «Ich finde es okay, wenn eine E-Mail erst nach drei Tagen beantwortet wird. Es hat nicht immer alles Platz in einem Tag», sagt die zweifache Mutter.
Malen und Achtsamkeit
In Zeiten, in denen alles digital ist, besinnt sich Marisa Burn aufs kunstvolle Schreiben mit Pinsel und Tusche und malt mit intuitivem Schwung Botschaften wie Peace, Balance oder Abundance auf Poster – Erinnerungsmomente, die man sich übers Bett oder über den Schreibtisch hängen kann. Die passionierte Macherin stellt sich auch den ernsten Fragen des Lebens. Mit ihrem Mann, dem Künstler Gigi Burn, hat sie deshalb den Peace Club gegründet. Sie organisieren Konzerte, an denen wildfremde Menschen aufeinandertreffen und als Freunde den Raum verlassen. «Der Mensch sehnt sich in der virtuellen Welt nach echten Begegnungen!» Sie schafft den Raum dazu. Und damit ist Marisa wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort: im Hier und Jetzt.
Text: Myriam Zumbühl
Photos: Jen Ries