An diesem sonnigen Nachmittag strömen Schokoladenliebhaber:innen aus aller Welt in die Eingangshalle des Lindt Home of Chocolate, nur einen Steinwurf vom Ufer des Zürichsees entfernt. Das 2020 eröffnete und von Roger Federer persönlich eingeweihte Kompetenzzentrum für Schokolade lockt täglich bis zu 2.000 Besuchende an. Herzstück ist das von der gemeinnützigen Lindt Chocolate Competence Foundation betriebene Museum mit interaktiver Ausstellung. Das Kompetenzzentrum bietet aber auch eine Forschungseinrichtung mit Schauproduktion, Schokoladenkurse in der Lindt Chocolateria, ein Lindt Café und den weltgrössten Lindt-Schokoladenshop. Satte 100 Millionen Schweizer Franken flossen in den Bau dieses architektonischen Meisterwerks, das sich auf dem Gelände der Lindt & Sprüngli Produktionsstätte am Schokoladenplatz 1 in Kilchberg befindet. Hinter dem einzigartigen Schnitt steht das Basler Architektenduo Christ & Gantenbein.
Auf Entdeckungstour im Schokoladenmuseum
Die Reise durch das "Lindt Home of Chocolate" beginnt bereits in der Eingangshalle. Hier steht der neun Meter hohe Schokoladenbrunnen, der Schokoladenfans zum Staunen bringt und spätestens hier die Lust auf Schokolade weckt.
Der Rundgang durch das Museum beginnt dann in der ersten Etage. Dort erwartet uns auf rund 1.500 Quadratmetern eine interaktive Ausstellung, die von der Herkunft des Kakaos und der Geschichte der Schokolade über die Produktionsstätte bis hin zum zugegebenermassen schönsten Teil, der Schokoladenverkostung, reicht. Nach der Kultivation erfahren wir, dass die Geschichte der Schokolade über 5000 Jahre zurückgeht. Bereits bei den Olmeken, Mayas und Azteken wurden aus den Samen des Kakaobaums kostbare Getränke gezaubert und als medizinisches Allheilmittel verwendet. Mit der spanischen Kolonialzeit gelangte der Kakao im 16. Jahrhundert nach Europa. Dieser wurde mit Zucker und Gewürzen als Getränk genossen. Mit der Erfindung der Tafelschokolade im 19. Jahrhundert erlangte die Schokolade Weltruhm. Vom zarten Genuss der Schokolade war diese aber noch weit entfernt.
Wie die Schweiz die Heimat der Schokolade wurde
Eine Handvoll Schweizer Pioniere mit bekannten Namen wie Cailler, Suchard, Peter, Sprüngli Lindt und Tobler sind für diesen Genuss verantwortlich, wie der Besuchende im nächsten Raum an interaktiven Tafeln erfährt. Sie alle verhalfen der Schweizer Schokolade zu ihrem heutigen Erfolg: Alexander Cailler machte die Schokoladenproduktion mit dem Einsatz der Dampfmaschine industrietauglich, eine Fügung des Schicksals sorgte für die Entdeckung der Milchschokolade durch Daniel Peter, Rodolphe Lindt erfand das Conchierverfahren, das die Schweizer Schokolade so zartschmelzend und cremig macht, und Philippe Suchard und später Theodor Tobler wussten das Schweizer Kulturgut entsprechend gut zu vermarkten.
Am Anfang einer jeden Schokolade steht der Kakaobaum...
Weiter geht es in die Produktionsstätte. Hier erklären Infografiken, Schautafeln und Degustationsautomaten spielerisch, wie aus der Kakaobohne ein fertiges Produkt entsteht. Um aus der bitteren Kakaobohne die heute so beliebte Schokolade zu machen, sind mehrere Prozesse notwendig, angefangen bei der Gewinnung der Kakaonibs aus der Kakaobohne und dem Walzen der gerösteten Nibs zu einer Kakaomasse. Dann die Verfeinerung der Kakaomasse sowie die Zugabe von Zucker, Milchpulver und Kakaobutter. Je nach Verhältnis der Rezeptur wird damit weisse, helle oder dunkle Schokolade hergestellt, die an den drei Schokoladenbrunnen sofort verkostet werden kann.
Gleich hinter den Schokoladenfontänen können die Besucherinnen und Besucher zusehen, wie die berühmten Connaisseurs Pralinés hergestellt werden. So wird zum Beispiel jede einzelne Mandelkrokant-Praliné am Ende von Hand mit einer Mandel gekrönt. Treue SWISS Business Passagiere dürften diese noch von den SWISS Langstreckenflügen her kennen. Ein weiteres Highlight in diesem Raum ist die Schokoladenbruchmaschine. Hält man die Hand unter einen der acht Automaten, erscheint ein fertiges Stück Bruchschokolade mit Geschmäckern wie Salted Caramel, Orange und Fleur de Sel. Ein wahrer Genuss.
Von der Schweiz in die Welt hinaus
Obwohl Lindt im Namen des Home of Chocolate an erster Stelle steht, konzentriert sich die Stiftung darauf, das Werk der Schweizer Pioniere fortzuführen und die Schokolade als Teil der Schweizer Identität weltweit bekannt zu machen. Mit Erfolg, wie wir im nächsten Raum, dem "Chocolate Cosmos", erfahren. Ob im Flugzeug, in internationalen Confiserien, Cafés und Restaurants, Schweizer Schokolade mit Produkten wie den Lindor-Kugeln oder der Toblerone ist ein Renner im In- und Ausland.
Am liebsten isst man sie aber nach wie vor im eigenen Land. Zusammen mit Deutschland hat die Schweiz den mit Abstand höchsten Schokoladenkonsum der Welt. Ganze 11.3 Kilogramm (2021) Schokolade geniesst Herr oder Frau Schweizer jährlich. Das ist mehr als doppelt so viel Schokolade wie ein:e durchschnittliche:r US-Bürger:in verzehrt.
Ein streng gehütetes Geheimnis
Im letzten Raum des Rundgangs empfängt uns eine grosse Auswahl der beliebten Lindor-Kugeln. Jedes Jahr werden knapp sieben Milliarden der bunt eingepackten Kugeln in über 30 Geschmacksrichtungen gegossen. Seit Sommer 2020 fliegen die runden Köstlichkeiten auch an Bord der SWISS mit. Jährlich verteilt unser Kabinenpersonal über drei Millionen Lindor-Kugeln an die Gäste der SWISS Business und der neuen Premium Economy Class. Im Lindt Home of Chocolate werden sie den Besucher:innen vom Lindt Maître Chocolatier persönlich überreicht. Als Meister ihres Fachs entwickeln und verfeinern die Maîtres Chocolatiers die streng gehüteten Schokoladenrezepturen und begleiten den Entwicklungsprozess von der Auswahl der Rohstoffe bis zum Endprodukt.
Schokoladige Aussichten
Am Ende der Chocolate Tour können Schokoladenfans schliesslich einen Blick in die Versuchs- und Produktionsanlage werfen. Hier wird der Weg von der Form bis zum verpackten Artikel demonstriert, und natürlich bekommt man auch hier zum krönenden Abschluss ein Stück Schokolade, ein «Lindt Square», gereicht. Die Anlage steht Forschungsinstituten, Universitäten und Unternehmen zur Verfügung, um an der Schokolade von morgen zu forschen. Wird die Schokoladenkreation zukünftig via 3D-Drucker zu Hause möglich sein und wird die Schokolade von morgen noch besser sein als die heutige?
Nach diesem süssen Ausflug steht einem der Sinn mehr nach etwas Salzigem, könnte man meinen. Und doch verführt der Schokoladenshop am Ende dazu, eine Tafel Creme Brulée, eine Mango-Lindorkugel oder eine Chilischokolade mit nach Hause zu nehmen. Besonders beliebt ist das Schokoladenmuseum übrigens bei Tourist:innen aus Brasilien, der USA und Deutschland. Sie alle sorgen dafür, dass die zartschmelzende Schweizer Schokolade auch weiterhin in die Welt hinausgetragen wird.