Die Vorfreude ist deutlich spürbar, als meine Klasse eine Viertelstunde vor Kursbeginn im Schulungsraum versammelt ist. Heute beginnt der theoretische Teil des Flight Attendant Basiskurs (FAB), und alle sind hochmotiviert, die kommenden Wochen zu meistern. Die Instruktor:innen begrüssen uns herzlich und geben uns einen Überblick über das, was uns erwartet. Jeder von uns bekommt ein "Course Record", in dem unsere bestandenen Prüfungen eingetragen werden.
Auf dem Tablet, dem sogenannten FlyPad, das wir alle an den Intro Days erhalten haben, werden uns die Applikationen und Online-Trainings gezeigt, mit denen wir arbeiten werden. Der Kurs beginnt mit den Themen Sicherheit, Medizinische Notfallhilfe und Service als «Initial», die zunächst allgemein behandelt werden. Später folgt die Vertiefung mit SWISS-spezifischen Arbeitsabläufen.
Los geht’s mit Initial Safety and Security – das Wichtigste kommt gleich am Anfang
Als erstes Thema werden die Themen Safety und Security behandelt. Das hat bei unserer Arbeit oberste Priorität. Zu Hause müssen wir zusätzlich WBTs (Web Based-Trainings) über Gefahrgüter und Zollbestimmungen machen. Ich nehme mir genügend Zeit, um diese Lektionen durchzuarbeiten. Sie sind abwechslungsreich gestaltet, es gibt Lesetexte, kurze Erklärvideos, vorgelesene Texte, bildliche Erklärungen und am Ende jedes Themas ein Quiz mit Kontrollfragen.
Die ersten Prüfungen
Die ersten Tests lösen Unsicherheit aus. Was wird abgefragt? Wie viele Sicherheitszeichen, Stoffe und Vorschriften müssen wir auswendig kennen? Ich verlasse mich auf die Ratschläge unseres Instruktors: während des Unterrichts gut aufpassen und die Web-Trainings sorgfältig durchführen. Mit dieser Vorbereitung sollte niemand Angst vor den Prüfungen haben. Zum Glück habe ich mir nach meinem Studium und einigen Weiterbildungskursen schon einige effiziente Lernmethoden angeeignet. So kann ich den ersten Prüfungen recht entspannt entgegensehen.
Hey Käpten, da hinten ist so ein Ding, das klappert…
Eine Besonderheit in unserem Beruf: Als Cabin Crew Member fungieren wir als Augen und Ohren der Pilot:innen. Die Tragflächen und Triebwerke des Flugzeugs sind vom Cockpit aus nicht zu sehen und die Tür zum Cockpit muss aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben. So bekommt die Flight Crew, also die Pilot:innen, nicht mit, was in der Kabine bei den Passagieren und der Cabin Crew vor sich geht. Daher müssen wir präzise und einheitlich kommunizieren, wenn wir Auffälligkeiten in der Kabine bemerken. Wenn ich zum Hörer des «Interphones» greife und nach vorne melde: «Hey Captain, da hinten klappert so ein Ding...», dann kann das alles Mögliche bedeuten. Es kann bedeuten, dass ich nach dem Abräumen das Geschirr nicht richtig eingeräumt habe und eine Schublade mit Tassen oder Gläsern klappert. Damit die Verständigung funktioniert, ist es wichtig, dass alle die gleichen Begriffe verwenden. Darum lernen wir auch die wichtigsten Flugzeugteile zu benennen.
"Als Cabin Crew sind wir die Augen und Ohren der Flight Crew."
Cabin Crew Member in Ausbildung
Mein neuer Arbeitsplatz über den Wolken
Bisher war mein Arbeitsplatz meistens in einem Büro, vielleicht auch mal auf dem Wasser (ich besitze nebenbei einen Bootsverleih), aber immer auf festem Boden. Das ändert sich jetzt, denn mein neuer Arbeitsplatz ist über den Wolken. Im Büro lässt sich das Fenster öffnen und der Boden bewegt sich normalerweise auch nicht. Beim Fliegen ist das anders. Das Flugzeug bewegt sich in der gasförmigen Masse der Luft. Diese Masse formiert sich, erwärmt sich, kühlt sich ab, bewegt sich schneller oder langsamer, die Feuchtigkeitssättigung ändert sich. Hier entstehen Wolken, Winde und Gewitter oder - für ein Flugzeug - Turbulenzen. Um dieses Umfeld besser zu verstehen, erlernen wir die Grundlagen der Meteorologie und die Entstehung von Turbulenzen.
Die Luft, die wir atmen
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Luftqualität in der Kabine. Mit zunehmender Höhe nimmt nicht nur der Feuchtigkeitsgehalt der Luft ab, sondern auch der Sauerstoffgehalt. Der Mensch kann bis zu einer Höhe von ca. 4'000 müM ohne Sauerstoffflaschen auskommen. Damit wir höher als 4'000 müM fliegen und die optimale Flughöhe erreichen können, die etwa zweieinhalbmal so hoch ist, sind die Passagierflugzeuge mit Druckkabinen ausgestattet. In ihnen wird Sauerstoff komprimiert. Wenn mit der Kompression etwas nicht stimmt und der Sauerstoffgehalt zu niedrig wird, gibt es körperliche Anzeichen. Darauf müssen wir Cabin Crews achten. Wir sind hier aber nicht nur auf Beobachtungen angewiesen. Ich werde mit dem Flugzeugtyp Airbus A220 fliegen. Diese Flugzeuge sind mit Überwachungs- und Kontrollsystemen ausgestattet. Bei einem Druckabfall in der Kabine leitet das Flugzeug automatisch einen Sinkflug ein, um eine sauerstofftechnisch sichere Flughöhe zu erreichen.
Während den ersten Kurstagen habe ich einen Einblick in die vielfältigen Themen bekommen, die ich im Verlauf meiner Ausbildung noch kennenlernen werde. Jedes dieser Themen wird in den nächsten Wochen mit Inhalt gefüllt und ich werde lernen, was in welcher Situation und aus welchem Grund zu tun ist. Mehr dazu in meinen nächsten Berichten.
Herzliche Grüsse und bis bald!
Eure Alice (SWISS Cabin Crew Member in Training)
Information
In der Rubrik "Cabin Training Insights" gewährt uns die Kursteilnehmerin Alice Einblicke in die Ausbildung zum Cabin Crew Member. Alice berichtet regelmässig über ihre Erfahrungen während der Ausbildung und teilt ihre Eindrücke vom Intro Day, der Berufsvorbereitung und vielem mehr. Begleite Alice auf ihrer Reise durch das Cabin Crew Training und erfahre mehr über die faszinierende Welt des Fliegens.
Text und Fotos: Alice Bechtiger
Veröffentlicht am: 26.07.23