Es ist ein kalter Mittwochmorgen, als uns die Kantonspolizei Zürich mit einer ganz besonderen Geheimwaffe warmherzig begrüsst: Roxy, eine siebenjährige Deutsche Schäferhündin. Kein Hightech-Gerät, sondern eine ausgebildete Schutz- und Sprengstoffspürhündin. Schnell wird klar, dass Roxy mehr ist als nur ein Arbeitstier. «Wir sind ein Team, Roxy gehört zur Familie», sagt Polizistin und Hundebesitzerin Nina Knabenhans. Die Zürcherin arbeitet seit mehr als fünf Jahren am Flughafen Zürich. Zu ihren Aufgaben gehört es, zusammen mit ihrer Diensthündin Roxy verdächtige Objekte am Flughafen oder im Flugzeug zu überprüfen und Sprengstoff aufzuspüren.
Damit jeder Handgriff bei dieser wichtigen Aufgabe sitzt, trainieren Nina Knabenhans und Roxy mindestens einmal im Monat für den Ernstfall – so auch heute. Im SWISS Airbus A320 versteckt Knabenhans Sprengstoff in einer Sitztasche. Auf ihr Zeichen beginnt Roxy die Suche. Es dauert nur wenige Minuten, bis sich die Hündin regungslos zwischen den Sitzreihen hinlegt und damit signalisiert, dass der Sprengstoff gefunden ist.
Euro riecht anders als Schweizer Franken
Roxy ist nicht die einzige Spürnase am Flughafen. Am Gate stürmt uns die vierjährige Hündin Anora entgegen. «Sie ist sehr kuschelbedürftig», schmunzelt ihr Herrchen Jörg Guggisberg, leitender Diensthundeführer der Kantonspolizei Zürich. Doch auch die Grosse Münsterländerin weiss genau, wann es Arbeit gibt: Sobald ihre «Uniform», das Halsband, angelegt ist, geht die Suche los. Anora ist eine ausgebildete Betäubungsmittel-, Notengeld- und Kriminalistische Ermittlungshündin, spezialisiert auf das Aufspüren von Banknoten und Drogen.
Das Training ist anspruchsvoll, und das Übungsmaterial der Kantonspolizei alles andere als gewöhnlich. «Wir bilden unsere Hunde mit Echtstoff aus», erklärt Jörg Guggisberg. «Das Notengeld beziehen wir von der Schweizer Nationalbank (SNB). Die Drogen erhalten wir leihweise für die spezifische Ausbildung. Alles wird exakt dokumentiert».
Um Anoras Fähigkeiten zu demonstrieren, versteckt Jörg Guggisberg einige Schweizer Banknoten in einem Rucksack. Spürhunde können gezielt auf verschiedene Währungen wie Euro oder Schweizer Franken trainiert werden, erklärt Jörg Guggisberg. Es vergeht keine Minute des Schnüffelns und Suchens, und Anora schlägt an. Still verharrt sie an jener Stelle, an der die Schweizer Noten versteckt wurden. Erst auf das Kommando ihres Herrchens stürmt sie wieder los und holt freudig ihre Belohnung, ihr Lieblingsspielzeug, ab.
Paws on Patrol
Weiter geht es auf Patrouille – denn zur Sicherheit im Luftverkehr gehört auch Präsenz. Prävention durch vierbeinige Präsenz, die nicht unbemerkt bleibt: Wenn Anora und Roxy mit ihren Besitzern durch die Abfluggates spazieren, ziehen sie neugierige Blicke der Passagiere auf sich. Der Morgen vergeht wie im Flug, und es wird schnell klar, dass die Diensthundeführer:innen ihre Arbeit lieben. «Man muss schon ein Herz für Hunde haben», sagt Jörg Guggisberg.
Rund 100 Diensthunde und insgesamt 75 Diensthundeführer gibt es bei der Kantonspolizei Zürich. Neben ihrer tierischen Arbeit sind die Diensthundeführer auch «normale» Polizist:innen. Doch die Arbeit mit den Hunden ist etwas ganz Besonderes. Seit dem Welpenalter begleiten die Diensthundeführer:innen ihre Superspürnasen, die bei ihnen zu Hause leben. Die rund zwei- bis dreijährige Ausbildung der Vierbeiner findet in Dübendorf, in unmittelbarer Nähe des Flughafens Zürich, statt. Hier wachsen Mensch und Hund zusammen, und die enge Bindung sowie das Vertrauen sind der Schlüssel zum Erfolg. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass der Flughafen Zürich ein sicherer Ort bleibt.
Text & Bilder: Tanja Fegble
Videoschnitt: Shannon Braun
Veröffentlicht am 27. Januar 2025