Samstag, 08. März: Für die Passagiere von LX1226 und LX1227 beginnt der Flug nach Göteborg und zurück nach Zürich wie jeder andere – bis Captain Annina Annaheim ihre Durchsage macht:
«Liebe Gäste, vielleicht haben Sie es bemerkt – heute fliegt eine reine Frauencrew. Auch beim Turnaround nach Göteborg sind ausschliesslich Frauen im Einsatz. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug. Today, women make the world fly.»
Spätestens jetzt wird klar: Heute ist ein besonderer Tag. Nicht nur im Cockpit und in der Kabine, sondern auch am Boden, bei der Gepäckverladung, beim Pushback und in der Betankung in Göteborg sind es Frauen, die den Betrieb in Bewegung hielten. Bereits beim Einsteigen werden die Passagiere von Gate Agent Sina Meni in Zürich begrüsst – und in Göteborg dürfen erstmals nur Frauen und Kinder als erste an Bord gehen, was für viele Schmunzler sorgte.
Eine besondere Atmosphäre begleitet diesen Tag – denn eine rein weibliche Crew gibt es nach wie vor selten. Auch Flugbegleiterin Flavia Huder bestätigt: «Dass zwei Pilotinnen im Cockpit sitzen und bei der Bodenabfertigung so viele Frauen im Einsatz sind, kommt nicht oft vor.»
Sichtbare Veränderung
Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass Frauen in der Luftfahrt noch immer nicht selbstverständlich sind. Fünf Prozent der Pilot:innen bei SWISS sind Frauen, doch der Trend zeigt nach oben. In den aktuellen Ausbildungskursen sind es bereits 13 Prozent. Auch in der TechOps steigen die Zahlen kontinuierlich und liegen derzeit bei acht Prozent. SWISS setzt sich aktiv dafür ein, diese Entwicklung voranzutreiben – mit gezielten Programmen, Events und Role Models, die Frauen Mut machen sollen, sich für eine Karriere in der Aviatik zu entscheiden.
Lara Schaub, Aircraft Engineer B1 bei SWISS, erinnert sich an ihre Anfänge: «Als ich vor zwölf Jahren in der SWISS angefangen habe, gab es noch nicht einmal eine eigene Frauengarderobe.» Als Engineer arbeitet sie in der Line Maintenance, dem Bereich, der für die Wartung und Instandhaltung der Flugzeuge zuständig ist. «Heute sehe ich immer mehr Kolleginnen – das ist ein schönes Gefühl.»
Auch bei der Bodenabfertigung setzen Frauen neue Massstäbe. «Es geht nicht darum, ob man ein Mann oder eine Frau ist – es geht um die Fähigkeiten, die man mitbringt. Mein Team und ich haben heute bewiesen, dass wir auch als Frauenteam 2,5 Tonnen Gepäck verladen können», sagt Nora Kodzadzakliev-Saiti, Ramp Supervisor Load bei Swissport. «Koordination, Präzision und Zusammenarbeit kennen kein Geschlecht.»
Die lange Reise ins Cockpit
Noch immer gibt es Hürden: gesellschaftliche Prägungen, fehlende Vorbilder und die Vorstellung, dass der Beruf zu anspruchsvoll oder nicht zugänglich sei. Ein Beispiel dafür ist First Officer Elina Piesbergen, die ihre Karriere als Cabin Crew Member startete, bevor sie sich ins Cockpit wagte. «Ich dachte, man müsse ein Physik- und Mathegenie sein, um Pilotin zu werden», erinnert sie sich. «Doch als ich erkannte, dass Kommunikation, soziale Fähigkeiten und Leidenschaft genauso wichtig sind, habe ich mich beworben.» Heute möchte sie selbst ein Vorbild sein – für Mädchen und Jugendliche, die von einer Karriere in der Luftfahrt träumen. «Mein Rat: Folge deinem Traum – der Himmel kennt keine Grenzen.»
Ein weiteres Vorbild ist auch Captain Annina Annaheim. Sie fliegt seit 18 Jahren und kennt die Veränderungen in der Luftfahrtbranche gut. «Früher war es etwas Besonderes, eine Frau im Cockpit zu sehen. Vor allem ältere Frauen sprachen mich oft an und sagten, wie froh sie sind, eine Frau dort zu sehen. Es macht mich stolz zu wissen, dass ihr Kampf für Gleichstellung sich gelohnt hat. Es zeigt, wie wichtig Sichtbarkeit ist.»
Vielfalt als Erfolgsfaktor
Für SWISS ist es nicht nur ein Zeichen, sondern auch eine strategische Entscheidung. Vielfalt fördert Innovation und macht die Teams stärker. Frauen gehören in die Luftfahrt – in allen Bereichen. Es ist die Mischung, die es macht, sagt Judith Ulmer, Shiftleader Crew Control, der Abteilung, die für die Einsätze der Crew und unvorhergesehene Ereignisse wie Krankmeldungen zuständig ist. «Wir sind bei SWISS wirklich offen für alle – und das macht den Unterschied.»
Ein Blick in die Zukunft
Die Entwicklung braucht Zeit, aber sie ist unaufhaltsam. Louise Dahlström, Loading Supervisor in Göteborg, stellt fest: «Es ist noch nicht normal, Frauen in meinem Bereich zu sehen, aber es sollte normal sein.» Sie ist überzeugt, dass der Weg der richtige ist: «Vor acht Jahren waren wir nur drei Frauen in der Gepäckabfertigung. Jetzt sind wir 25.»
Frauen wie Louise Dahlström, Pilotin Annina Annaheim und Technikerin Lara Schaub und viele andere zeigen, dass Veränderung möglich ist – wenn wir gemeinsam daran arbeiten.
Text: Tanja Fegble
Fotos: Tanja Fegble und Mouniga Nanthakumar
Veröffentlicht am 10.03.2025