Von Goldgelb, Zartrosa über Apricot – einfach Rosé

Lange litt der Roséwein unter seinem verstaubten Image. Doch seit einigen Jahren feiert der hellfarbige Wein aus roten Trauben ein fulminantes Comeback und erfrischt besonders an heissen Sommertagen die trockenen Kehlen. SWISS First und Business Gäste kommen in den Genuss zweier erlesener Sorten aus der Provence. SWISS Magazine sprach mit dem hauseigenen Sommelier Stefan Muigg über den prickelnden Genuss über den Wolken.

Stefan, ein, zwei Worte über dich.
Mein Name ist Stefan Muigg und ich bin seit 2011 bei SWISS und seit 2016 Maître de Cabine auf der Kurzstrecke. In 2018 habe ich meine Ausbildung zum Sommelier abgeschlossen und während dieser Zeit Berufserfahrung als Sommelier im Feinkosttempel und Zwei-Hauben-Restaurant Julius Meinl am Graben in Wien gesammelt.

Was sind die Besonderheiten eines Rosés?
Roséweine sind - wie der Name schon sagt - roséfarbene Weine, deren Farbspektrum von Lachsrosa bis Kirschrot reicht. Es sind in der Regel Rotweinrebsorten, die nur einen kurzen Maischekontakt haben. Maische ist ein Gemisch aus Most, Beerenschalen und Kernen. Durch diesen Vorgang entfalten sie ihre Fruchtigkeit und Leichtigkeit.

Leichtigkeit in luftiger Höhe - warum wurde bis jetzt kein Roséwein an Bord angeboten?
Roséweine sind immer wichtiger geworden und erfreuen sich seit einigen Jahren grosser Beliebtheit. SWISS ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und hat sich darum entschieden, dieses Produkt an Bord zu testen. Nach wie vor werden aber auch Schweizer Weine als integraler Bestandteil unseres «SWISS Taste of Switzerland»  Konzepts an Bord angeboten.

Was ist bei der Weinwahl zu beachten?
Grundsätzlich gilt, dass man mit den leichten fruchtigen Weinen beginnen sollte und sich dann steigert, bis hin zu den tanninreichen und kräftigen Rotweinen. Roséweine zeichnen sich sowohl durch ihre Leichtigkeit als auch durch leichte Gerbstoffe und Tannine aus. Sie sind somit der ideale Begleiter zu diversen Speisen.
In der klassischen Menüfolge wird Käse nach dem Hauptgang und vor dem Dessert serviert. Wenn unsere Gäste nun den traditionellen Pfad - Rotwein zum Käse - verlassen, dann sind sie auf dem richtigen Weg. Denn interessanterweise vertragen sich die meisten Käsesorten viel besser mit Weiss- oder Roséwein.

«Geniessen ist die Ernstnehmung der Schöpfung.»

Stefan Muigg
SWISS Sommelier

Das heisst, man sollte bei der Weinwahl öfter mal zum Rosé greifen?
Als Grundsatz gilt: „Think local“. Was man in den verschiedenen Weinbauregionen isst, passt meist auch zu den lokalen Weinen. Unsere beiden angebotenen Roséweine in der SWISS First und Business kommen beide aus der Provence in Frankreich. Ob Schalen- und Krustentiere oder klassische Schmortöpfe: Die traditionelle französische Küche harmoniert hervorragend mit dem Roséwein. Ab Juni werden Menüs aus dem preisgekrönten Restaurant «Aux Trois Amis» (Kanton Bern) an Bord serviert. Es lohnt sich auch hier, den Rosé als perfekten Begleiter zu wählen.

Zu welchen Speisen passt der Roséwein am besten?
Roséweine sind sehr universell einsetzbar. Sie eignen sich hervorragend als Aperitif, da sie nicht zu üppig, sondern leicht sind, wenig Alkohol enthalten und daher nicht belastend wirken. Ausserdem passen sie zu Fischgerichten aller Art, zu deftigen Speisen, wie bereits erwähnt, zu Schmorgerichten und last but not least auch zu Käse. Für mich geht es darum, das passende Essen zum ausgewählten Wein zu finden. So treffe ich zuerst die Weinauswahl und konzentriere mich dann auf das Essen. Wenn der Wein das Essen unterstützt, kann der Genuss gesteigert werden.

«Roséweine sind eine willkommene Ergänzung der Weinwelt – denn sie versprechen zeitlosen Genuss, den ich immer wieder gerne entdecke.»

Chandra Kurt
Schweizer Wein-Autorin und Weinkritikerin

Und wie verändert sich der Geschmack über den Wolken?
Während des Fluges sinkt die Fähigkeit, süss und salzig zu schmecken, um etwa 30 Prozent. Der veränderte Luftdruck in der Kabine entspricht etwa 2’000 bis 3’000 Metern über dem Meeresspiegel, er ist also tiefer als am Boden.
So schmecken zum Beispiel sehr säurebetonte Weine oder Weine mit viel Gerbstoffen in der Luft aggressiver, dafür aromatische Weine umso besser.

Früher rümpften Weinkenner nur die Nase, wenn ihnen ein Rosé aufgetischt wurde. Woher kommt das verstaubte Image?
Man hat dem Roséwein lange Zeit Unrecht getan, denn inzwischen hat sich herausgestellt, dass Rosé wie kaum ein anderer Wein ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten bietet. Vom frisch- fruchtigen, eher anspruchslosen Tropfen bis hin zum Weinadel, der in der allerhöchsten Kategorie spielt und reich an verschiedenen Facetten ist.
Das verstaubte Image ist sicher auch auf ein verändertes Konsumverhalten zurückzuführen. Früher sind Weine mit viel Alkohol, viel Gerbstoffen, laut und opulent, der absolute Weinolymp gewesen. In den letzten Jahren hat sich der Trend mehr in Richtung Leichtigkeit und Eleganz entwickelt. Rosé ist der klassische Wein, der seine Muskeln unter einem Smoking versteckt.

«Rosé ist der klassische Wein, der seine Muskeln unter einem Smoking versteckt.»

Stefan Muigg
SWISS Sommelier

Wie wird ein Rosé am besten serviert?
Getrunken wird der Roséwein am besten leicht gekühlt und auf keinem Fall zu warm.

In diesem Sinne – Santé!