#1 Ein Bett am Meer
Avant Mar, Paros/Kykladen
Griechenland hat die Küstenregionen des westlichen Mittelmeers als wichtigsten Impulsgeber der Luxushotellerie abgelöst. Vor allem die stilleren unter den griechischen Inseln sind im Kommen. Paros zum Beispiel, diese felsige, 21 Kilometer lange und maximal halb so breite Insel im Zentrum der Kykladen. Sie verströmt eine coole Ambiance – vielleicht ein bisschen so, wie es Mykonos vor dreissig Jahren tat. Das Einzige, was Paros bisher fehlte, waren gute Unterkünfte. Doch in jüngster Zeit wurde dieses Manko überzeugend behoben. Den Anfang einer verfeinerten Hotelkultur machten das «Parīlio» und das «Cosme», nun kam das Avant Mar beim Piperi-Strand im Hafenstädtchen Naoussa hinzu. Alles ist überschaubar und doch irgendwie gross in der frisch strahlenden 38-Zimmer Anlage in inseltypischer Kubus-Architektur – schliesslich kann man aus verschiedenen Restaurants (darunter das «Matsuhisa Paros» mit japanisch-peruanischer Fusionsküche), olympiareifem 55-Meter-Pool und vielerlei Spa-Behandlungen wählen.
#2 Es muss nicht immer Santorin sein
Gundari, Folegandros/Kykladen
Die Nachbarinsel Santorin ist 45 Fährminuten nah, doch auf Folegandros – das fühlt man sofort – geht es entschieden gelassener zu. Der Lärm, das Geschubse und die Hektik der touristischen Hotspots scheinen Lichtjahre entfernt. Mit den schneeweissen Dörfern, dem türkis schimmernden Meer und den sonnengebleichten Felslandschaften zeigt Folegandros zwar die Bilderbuch-Ägäis, doch ohne die Menschenmassen. Hier kann man im Handumdrehen das authentische Griechenland-Gefühl erleben. Seit der Eröffnung des Gundari Anfang Juni 2024 gibt es auch für Hotelliebhaber einen Grund, die Insel zu besuchen. Weltabgeschieden in den Klippen an der Südwestküste gelegen, bietet das Design der 27 Pool-Suiten eine raffinierte Interpretation der kykladischen Einfachheit. Das Team ist bestens motiviert, das Essen aus lokalen Produkten und eigener biologischer Landwirtschaft ausgezeichnet, und mit jedem Ferientag verwirft man das sorgfältig geplante Ausflugsprogramm.
#3 Highend-Zuflucht auf stiller Inselschönheit
One&Only Kéa Island, Kéa/Kykladen
«Lass mich dir von den Superreichen erzählen», schrieb F. Scott Fitzgerald im Jahr 1926. «Sie sind anders als du und ich.» Dieses Anderssein wird besonders bei den Feriengepflogenheiten sonnenklar. Während bei Reisenden wie du und ich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zählt, stehen diejenigen, die mehr Geld als Zeit haben, vor einer anderen Herausforderung: Einen Zufluchtsort zu finden, an dem sie für die Öffentlichkeit unsichtbar sind und möglichst auch die gewöhnlichen Reichen meiden können. Willkommen in der Welt der Onepercenter. Für betuchte Traveller stehen fabelhafte Orte abseits der ausgetretenen Pfade hoch im Kurs, und eines dieser sehr besonderen Fleckchen Erde hat One&Only auf der Kykladeninsel Kéa gefunden. Hier eröffnete die Luxushotelgruppe im Juni 2024 ihr jüngstes Resort. 63 puristisch gestylte Villas, jede mit acht Meter langem Infinity-Pool, verteilen sich am Hang über der Vroskopos-Bucht an der zerklüfteten Westküste. Man fühlt sich ein bisschen wie im Versteck eines James-Bond-Bösewichts, allerdings mit liebenswertem Personal. Am bequemsten ist die Anreise mit dem Privatboot vom Schwesterhotel One&Only Aesthesis, das im letzten November an der Athener Riviera eröffnet hat (Transfer rund 80 Minuten).
#4 Logenplatz über der Uferpromenade
La Pérouse, Nizza/Côte d’Azur
So manche Stadt liegt am Meer, aber in keiner spaziert man so schön den Wellen entlang wie in Nizza, das bis 1860 italienisch war. Vom Flughafen sind es sieben Kilometer bis zur Promenade des Anglais, deren optische Präsenz ewigen Sommer und unangestrengtes Savoir-vivre suggeriert. Weiter hinten erhebt sich die Anhöhe Colline du Château mit Parkanlage, auf der längst kein Schloss mehr steht. Dafür kann man von dort auf die beiden Zentren der Stadt hinabschauen, hier die berühmte Uferpromenade, auf der anderen Seite das Hafenviertel. Auf halber Höhe dieses Stadtparks liegt das frisch renovierte, liebevoll geführte Boutiquehotel La Pérouse, das einen munteren Mix aus provenzalischem Charme und maritimem Flair verströmt. Die meisten der 53 Zimmer verfügen über aussichtsreiche Terrassen, das Restaurant «Le Patio» mit versteckter Terrasse unter Zitrusbäumen ist allein schon den Hotelbesuch wert, und wer lieber ins Meer als in den Hotelpool springt, braucht lediglich die Strandpromenade zu überqueren.
#5 Neues Leben in alten Klostermauern
Hôtel du Couvent, Nizza/Côte d’Azur
Die Altstadtgassen um den Cours Saleya – dem bilderbuchschönen Marktplatz, der «jeden Morgen nach Meer und Midi duftet» (Gilbert Bécaud) – laden zum Flanieren und Sich-Verlieren ein. Am oberen Ende des historischen Stadtkerns liegt das einstige Kloster Sainte-Claire aus dem 17. Jahrhundert. Seit neustem ist es ein Hotel – und der Stolz von Valéry Grégo, dem eigenwilligen Unternehmer hinter anderen trendbewussten Hotels wie dem «Les Roches Rouges» im nahen Saint-Raphaël oder dem «Le Pigalle» in Paris. Obschon bei der Renovation eine gewisse klösterliche Strenge und die architektonische Kargheit der Anlage mit ihren meditativen Kreuzgängen und Innenhöfen beibehalten wurden, fühlt man sich in den 88 Zimmern, den beiden Restaurants und dem römisch inspirierten Bäderbereich rundum wohl. Die Spa-Behandlungen basieren teilweise auf den Heilpraktiken der früheren Nonnen, doch kann man auch einfach einer Yoga-Gruppenlektion beiwohnen, ein Croissant in der hauseigenen Bäckerei mit Café geniessen oder durch den Kräuter- und Gemüsegarten spazieren, bevor man sich wieder in den städtischen Trubel stürzt.
#6 Côte d’Azur ohne grosses Tamtam
Château de Théoule, Théoule-sur-Mer/Côte d’Azur
Théoule-sur-Mer zählt zu jenen Orten an der Côte d’Azur, die etwas verkannt und weniger bekannt sind, dafür mit entspannter Ambiance betören und das «Grand Bleu» stets vor Augen haben. Zwölf Kilometer südlich von Cannes und nahe dem rot leuchtenden Esterel-Küstengebirge gelegen, versucht dieser ambitionierte Hotelneuling, sich mit heiterer Eleganz und souveräner Service-Exzellenz in der oberen Meeres-Liga zu positionieren und den Gästen genügend Gründe zu liefern, sich von den umliegenden, oftmals überlaufenen Touristenzentren abzuwenden. Das historische Gebäude war einst eine Seifenfabrik, wurde aber vor hundert Jahren von einem schottischen Lord zu einem schlossartigen Prachtbau mit Türmchen und zinnenbewehrten Wällen umgestaltet. Nun hat das Château de Théoule eine weitere Inkarnation erfahren und im März 2024 als Hotel mit 44 Zimmern eröffnet – einige davon befinden sich in direkt benachbarten Villen. Die Anlage verfügt über einen Sandstrand mit 90 Sonnenliegen und eigenem Strandlokal, und wenn das Wetter einmal schlechte Laune hat, steht ein kleines Spa bereit. Le Château de Théoule
#7 Ein paar Schritte ausserhalb des Trubels
Arev St Tropez, Côte d’Azur
Dass gutbetuchte Genussmenschen aus aller Welt ins Schwärmen geraten und ohne Scheu die Vokabel «traumhaft» gebrauchen, passiert besonders häufig auf der Halbinsel von Saint-Tropez. Die Region gilt als Garantie für schönste Glücksgefühle – und ist dank strengen Bauvorschriften (noch) längst nicht so verbaut wie andere Küstenstriche an der französischen Riviera. Wenige Gehminuten ausserhalb des ewig schillernden Hafenstädtchens, inmitten von Pinien und mediterran bewachsenen Gärten, hat im März 2024 dieser unaufdringlich elegante, vom spanischen Innenarchitekten Luis Bustamante gestaltete Wohlfühl-Kosmos eröffnet. Die 43 Zimmer erzeugen mit ihren blauen, weissen und roten Farbtupfern und -streifen ein nautisches Flair, auch wenn der kilometerlange Sandstrand von Pampelonne fünfzehn Velominuten entfernt ist (kleinere Strände in der Nähe des Hotels bieten die Möglichkeit für ein kurzes Bad). Im Arev kann man dem süssen Nichtstun frönen, exzellent essen und trinken, Pétanque oder Padel-Tennis spielen, den Tag mit Pilates bei Sonnenaufgang beim pittoresken Pool beginnen oder auf einem Peloton Bike im Fitnessstudio auf Touren kommen. Das junge Hotelteam sorgt gut gelaunt dafür, dass es den Gästen an nichts fehlt.
#8 Mitten im höchsten Sandhaufen Italiens
Le Dune di Piscinas , Costa Verde/Sardinien
Ein Geheimtipp war dieses authentische Strandhotel an der Westküste Sardiniens schon vor 30 Jahren. Es ist aus drei Lagerhäusern einer einstigen Erzmine entstanden und liegt in wildromantischer Abgeschiedenheit inmitten der ausgedehnten, zum Unesco-Welterbe gehörenden Wanderdünen vsserhaon Piscinas. Bei der Totalerneuerung haben die Verantwortlichen viel Respekt für den aussergewöhnlichen Kontext und das umliegende Naturschutzgebiet gezeigt – und dabei alles richtig gemacht. Die Sandsteinböden und weiss getünchten Dachbalken in den 28 Zimmern wurden beibe Trubelhalten, doch das schlicht-schöne Design ist nun ganz von heute. Es gibt ein «Silent Cinema» unter freiem Himmel, einen Pool, eine Bibliothek, eine gemütliche Bar und zwei Restaurants. Hier findet man alles, was man braucht, aber nichts Unsinniges darüber hinaus. Raffiniert gesteuerte Natürlichkeit, das ist der Stil des Hotels und seiner Küche. Diese Individualität spricht stille Meer-Sehnsüchtige sowie sportliche Wind- und Kitesurfer an, die mit dem demonstrativen Luxus mancher illustren Hotels auf Sardinien nichts anfangen können. Gäste werden ab 12 Jahren willkommen geheissen.
#9 Spannendster Neuzugang auf den Balearen
Four Seasons Resort Mallorca at Formentor, Mallorca
1929 als eines der ersten balearischen Hideaways mit hohem Glamour-Faktor erbaut, wird das formidabel an Mallorcas Nordspitze gelegene Hotel Formentor nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf im August 2024 wie ein Phönix aus der Asche als «Four Seasons Hotel Mallorca at Formentor» auferstehen. Das vierstöckige Gebäude in modernistischer Cremeschnitten-Architektur ist zwar keine Schönheit, doch ist dieser Nachteil schnell vergessen, sobald man den riesigen Park oder eines der 110 Zimmer betritt und auf die Traumkulisse der wild zerklüfteten Halbinsel Formentor blickt. Wo immer man sich in diesem legendären Hotel aufhält – man hört, riecht und sieht das Meer. Im Park, der von einem kilometerlangen öffentlichen Strand in der sichelförmigen Bucht flankiert wird (für Hotelgäste durch ein gesichertes Gartentor zugänglich), findet jeder Gast genug Raum für sich und vor allem sein persönliches Lieblingsplätzchen im Schatten hundertjähriger Pinien und Palmen. Es ist ein Rückzugsort, dessen Zauber man nie vergisst. Und nach dem man immer ein Stück Sehnsucht haben wird.
Übrigens: Auf der entgegengesetzten Inselseite, an der Costa d’en Blanes im Südwesten, ist für die zweite Jahreshälfte die Eröffnung des «Mandarin Oriental Punta Negra» angekündigt – hierzu wird gerade das frühere Viersternehotel «H10 Punta Negra» auf einer eigenen kleinen Halbinsel komplett umgebaut.
#10 Stilvolles Barfuss-Versteck
Dunas de Formentera, Formentera/Balearen
Die weitgehend ursprünglich gebliebene Baleareninsel ist der Gegenentwurf zu Rambazamba und Schickimicki, dafür aber ein Naturparadies – perfekt für Slow Traveller und alle, die in den entschleunigten spanischen Lebensstil eintauchen wollen. Hier hat im Frühjahr 2024 das Dunas de Formentera eröffnet, mit dem Ziel, eine atmosphärisch noch ruhigere Alternative zum Schwesterbetrieb Gecko Beach Club zu bieten. Die 45 Zimmer verteilen sich über eine Reihe von ein- und zweistöckigen Häusern in den Dünen hinter dem Strand Playa Migjorn, versteckt zwischen mediterraner Buschlandschaft und schattigen Pinienhainen. «Beim Design liessen wir uns von der lokalen Kultur und umliegenden Natur inspirieren», sagt Innenarchitekt Antonio Obrador. «Da wir mitten in den Sand gebaut haben und ein sanfter Duft von Wacholder und Meersalz durch die Räume weht, verschmilzt das Innere mit dem Äusseren.» Der Stil bietet Schlichtheit vom Feinsten, die Farbpalette ist weiss, sand- und terrakottafarben. Im Restaurant werden fangfrischer Fisch a la plancha, Meeresfrüchte, mediterranes Gemüse und Pizzen aus dem Holzofengrill serviert. Geführt wird das Haus von der smarten Hotelgruppe Marugal, die unter anderem das «Cap Rocat» auf Mallorca und das «Vermelho» im portugiesischen Alentejo-Dorf Melides betreibt.
#11 Reinkarnation einer architektonischen Legende mit Rooftop-Paradies
Grand Hotel Central, Barcelona
Das Central im Hotelnamen ist absolut gerechtfertigt: Das ikonische Gebäude aus den Goldenen Zwanzigern des letzten Jahrhunderts liegt im sprichwörtlichen Herzen der katalanischen Metropole, zwischen dem Gotischen Viertel und dem mittelalterlichen Stadtteil El Born. Bei der soeben abgeschlossenen Erneuerung besannen sich die Innenarchitekten stark auf den originalen Stil des katalanischen Noucentisme zurück, der damals als Alternative zum Modernismus entstand und die ursprüngliche Ästhetik des Gebäudes prägte. Dessen gestalterische Schwerpunkte – Symmetrie, Harmonie, vertikale Linien und natürliche Materialien – lassen sich leicht in den 147 Zimmern erkennen. Das Highlight des Hotels ist das Dachgeschoss: Hier befindet sich das mediterrane Restaurant «Terraza del Central», ein kleines Spa und ein Infinity-Pool, wo man der Skyline von Barcelona entgegenschwimmt.
Text & Auswahl: Claus Schweitzer
Publikationsdatum: 8. August 2024