Unsere HB-IOC mit Baujahr 1995 hatte mehrere Namen während ihres Einsatzes bei Swissair und SWISS. Getauft auf den Namen Neuchâtel, Lausanne und später St. Moritz, wurde sie von den SWISS-Kolleg:innen auch liebevoll als «Alte Dame» bezeichnet oder einfach kurz IOC – der Olympic Flieger – gerufen. Vor einigen Monaten machte sich dieses besondere Flugzeug auf seine letzte Reise. Warum es für viele eine grosse Bedeutung hatte und was das Besondere an dem Prozess der Ausflottung – dem sogenannten Phase-out – war, das zeigen wir euch im Video. Wir nehmen euch mit auf die Reise des allerletzten Flugs der IOC und zeigen euch, wie wir dafür gesorgt haben, dass viele Komponenten des Fliegers im Sinne eines ganzheitlichen Lifecycle Management wieder zum Einsatz kommen.
Kontinuierliche Flottenerneuerung
SWISS betreibt eine der modernsten Flotten Europas und investiert kontinuierlich in deren Erneuerung. Moderne Flugzeuge sind aktuell der effektivste Weg für SWISS, um CO2 zu reduzieren. Zur Erreichung der CO2-Ziele des Luftverkehrs ist es zentral, dass alte CO2-intensive Flugzeuge aus dem Verkehr gezogen und durch neue, treibstoffsparende Modelle ersetzt werden.
Vor zwei Jahren konnte SWISS den vorerst letzten von 30 neuen A220 in Empfang nehmen. In den vergangenen zwei Jahren wiederum stand die Einflottung der A32Xneo-Flugzeuge im Zentrum. Dank moderner Triebwerke, aerodynamischer Optimierungen und lärmreduzierender Komponenten sind diese Flugzeuge bedeutend leiser und treibstoffeffizienter. Der Treibstoffverbrauch eines Airbus A320neo beispielsweise liegt 20 Prozent unter dem des Vorgängermodells, dem A320ceo. Die ältere Generation wird nun sukzessive durch die neo-Generation in der Flotte von SWISS ersetzt.
Ganzheitliches Lifecycle Management
Neben der Reduktion von Emissionen ist ein ganzheitliches Lifecycle Management eine wesentliche Komponente unternehmerischer Verantwortung. Und genau hier setzt die Geschichte der Ausflottung unseres IOC an. Beim Phase-out dieses Flugzeuges sind wir ganz im Sinne unserer stetigen Nachhaltigkeitsbemühungen einen Schritt weiter gegangen. Wir haben diese Ausflottung als Pilotprojekt genutzt, um verschiedene Massnahmen zu prüfen, wie wir möglichst nachhaltig mit den jeweiligen Komponenten eines Fliegers umgehen können – und zwar ökonomisch wie auch ökologisch.
Die Erfahrungen, die wir während des Phase-out der IOC sammeln konnten, haben bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Es wurde ein neuer Standard-Prozess etabliert, bei dem wir vor jeder Ausflottung Komponenten identifizieren, die direkt als Ersatzteile für die noch aktive Flotte verwendet werden können. Zusätzlich bauen wir Wissen auf, wie man aus Teilen der Flugzeughülle Designer-Möbelstücke oder andere Accessoires herstellen kann, um den ausgemusterten Flugzeugen in neuer Umgebung ein zweites Leben zu ermöglichen. Im konkreten Fall der IOC finden auch viele Teile aus der Kabine innerhalb des Lufthansa-Konzerns Verwendung: zum Beispiel für die Modernisierung der Kabinen-Crew-Simulatoren. Beim Zerlegen und dem Recycling-Prozess legt SWISS Wert darauf, nur mit entsprechend zertifizierten Partnern zusammenzuarbeiten. Nicht wiederverwendbare Bestandteile wurden im Sinne des ganzheitlichen Lifecycle Management recycelt, um vor allem Aluminium und andere hochwertige Legierung zurückzugewinnen.
Text: Diego Oppenheim und Anja Beeler
Fotos: Reto Hoffmann
Veröffentlicht am: 26.07.23