Mark, erzähl uns ein paar Worte über dich und deine Funktion bei SWISS.
Ich bin seit 2002 bei SWISS und leite als Head of Operation Steering das Operation Control Center (OCC), welches verschiedene Bereiche wie Flight Dispatch, Operation Control, Passenger Irregular Handling und Hub Control umfasst. Ich habe meine ganze Karriere im Flugbetrieb verbracht, vor SWISS war ich bei der Crossair als OPS Controller tätig und bezeichne mich deshalb gerne als «Kind der Ops (Operation)».
Ihr seid das Nervenzentrum der Operations. Was sind die Hauptaufgaben deines Teams im Operation Control Center?
Meine Teams kümmern sich um den täglichen Flugbetrieb, denn kein Tag verläuft wie geplant: Das Team im Netzwerk definiert Monate im Voraus einen Flugplan, der auf dem Papier wunderbar funktioniert. Was sie aber noch nicht berücksichtigen können, sind Faktoren wie Wetter, technische Probleme an den Flugzeugen, kranke Crewmitglieder – das Tagesgeschehen eben. Wir im OCC treffen dann situative Entscheidungen wie: Muss ein Flugzeug getauscht, ein Flug verschoben oder gar gestrichen werden? Und wir stellen uns dann immer auch die Frage, was das für die Crews und die Fluggäste bedeutet. Das ist dann zum Beispiel die Aufgabe des NOC (Network Operation Control).
Die Sommerzeit ist bekanntlich eine herausfordernde Zeit für den Flugbetrieb. Warum ist die Situation dieses Jahr besonders prekär?
In diesem Jahr erleben wir eine aussergewöhnliche Anzahl von Streiktagen in verschiedenen Ländern Europas und eine extreme Wettersituation. Bisher galt das Jahr 2018 als Rekordjahr, was die Anzahl der Annullierungen aufgrund von Streiks betrifft. Dieser Negativrekord haben wir 2023 bereits im April übertroffen. Auch das Bisenwetter sorgt für viele Verspätungen. Wir hatten in den letzten Tagen teilweise zehn Bisentage hintereinander. Auch das habe ich in all den Jahren noch nicht erlebt und ist eine Herausforderung.
Inwiefern beeinflusst das Bisenwetter eure tägliche Arbeit?
Ganz einfach gesagt: Im Normalbetrieb landen am Flughafen Zürich rund 40 Flugzeuge pro Stunde. Bei Bise sind es in der gleichen Zeit nur rund 30 Flugzeuge. Das führt zu einem Stau der ankommenden Flüge in Zürich und zu entsprechenden Verspätungen.
«Wir als SWISS Team haben unsere Hausaufgaben für diesen Sommer gemacht.»
Head of Operations Control Center
Die Folge: Passagiere verpassen Anschlussflüge, Flugzeuge stehen nicht rechtzeitig für die nächste Rotation bereit und natürlich verspäten sich auch die Crews. Wir versuchen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, aber hunderprozentig vermeiden können wir es nicht. Priorität hat für uns aktuell die Stabilität des Flugplans, das heisst, dass wir die Flüge nicht annullieren, aber eben Verspätungen in Kauf nehmen. So müssen wir unsere Fluggäste nicht stehen lassen.
«Unser oberstes Ziel ist es, unseren Flugplan so stabil wie möglich zu halten.»
Head of Operations Control Center
Wie könnt ihr trotz der vielen unbeeinflussbaren Faktoren wie Streiks und Bisen dazu beitragen, einen möglichst stabilen Flugplan zu gewährleisten?
Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht: Die Crew-Reserven sind stabiler als im Vorjahr und wir haben genügend Flugzeuge. Wir haben insgesamt konservativer geplant, weil wir frühzeitig gewisse Warnzeichen erkannt haben, dass es ein schwieriger Sommer werden würde. Auch im OCC selbst haben wir darauf geachtet, genügend Ressourcen einzuplanen. Die konservative Planung gibt uns mehr Luft im System und hilft uns, bei Verzögerungen entsprechend reagieren zu können. Unser oberstes Ziel für den Sommer ist es, den Flugplan so stabil wie möglich zu halten. Das ist nur dank des grossen Einsatzes des gesamten Teams möglich.
Engpässe gibt es aber nach wie vor bei unseren Dienstleistern, zum Beispiel bei den Handling Agents und insbesondere bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen Zürich.
Wenn du mit Blick auf die kommenden Wochen eine Bitte an unsere Passagiere richten könntest, welche wäre das?
Bitte plant genügend Zeit für die Anreise zum Flughafen ein und seid rechtzeitig vor Ort. Die aktuelle Empfehlung lautet, mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Zum anderen hilft es uns im Alltag sehr, wenn bei der Buchung ein persönlicher Kontakt hinterlegt ist. Eine Emailadresse eines Reisebüros nützt uns leider wenig. Besonders hilfreich ist auch die Registrierung in der neuen Travel ID. Loggt sich der Passagier mit seinem Profil in die SWISS App oder auf swiss.com ein, hat er alle seine Flüge sowie allfällige Verspätungen oder Änderungen jederzeit im Blick.
Wie schaffst du einen Ausgleich zu deinem doch sehr hektischen Alltag?
Ich reise gerne und verbringe Zeit mit meiner Familie, die mir sehr wichtig ist. Das reicht schon als Ausgleich. Mit vier Kindern zwischen 12 und 23 Jahren wird es nie langweilig (lacht).
Wann ist deine nächste Reise geplant?
Jetzt steht natürlich noch einiges an, aber Ende September mache ich Urlaub in Südafrika und Simbabwe. Meine Frau ist in Johannesburg geboren, deshalb zieht es uns regelmässig in den Süden.
Herzlichen Dank, Mark, für dieses spannende Interview.
Über High Five
Wolltest du schon immer mal einen Blick hinter die Kulissen werfen und herausfinden, wie der Arbeitsalltag der Mitarbeitenden bei SWISS aussieht? "High Five" gibt dir einen Einblick in die vielfältigen Abteilungen und Persönlichkeiten hinter SWISS.