Frisch bezogen: 11 sublime neue Stadthotels

Von den Dutzenden Hotels, die in jüngster Zeit in Europas schönsten Städten eröffnet haben, wecken diese 11 Newcomer besondere Vorfreude auf den nächsten City-Trip.

Alte Grandezza mit modernem Twist:
#1  Palazzo Talìa, Rom

Die Ewige Stadt ist von überbordender Gleichzeitigkeit, hier verschränken sich die Epochen und Kultureinflüsse aus Jahrtausenden. Viele der ungezählten Palazzi stammen aus dem 16. Jahrhundert, so auch der «Palazzo Talìa» im Gassengewirr zwischen Trevi-Brunnen und Piazza die Spagna. Dieser beherbergte einst das renommierte Collegio Nazareno, wo angehende Gelehrte, Adlige und Kardinäle unterrichtet wurden, bevor der imposante Bau in einen Dornröschenschlaf verfiel.

Nun ist der «Palazzo Talìa» mit gestalterischer Hilfe des italienischen Filmemachers Luca Guadagnino («Call Me By Your Name») wie ein Phönix aus der Asche auferstanden und zu einem exzellent geführten Hotel mutiert. Die originalen Fresken, Gewölbedecken, Marmorböden und antiken Büsten machen die römische Geschichte erlebbar, zugleich sind die farbenfrohen Interieurs der 25 Zimmer und öffentlichen Räume nicht überladen und ganz von heute. Der mit riesigen Palmen bepflanzte Innenhof ist ein reizvoller Zufluchtsort, im «Ristorante Tramae» kocht Marco Coppola mit lokalen und saisonalen Zutaten nach dem Motto «Vom Einfachen das Beste», und in der lebendigen, auch in der Nachbarschaft beliebten Hotelbar kann man selbst zu später Stunde noch einen Teller «Pasta alla Norma» bestellen.

 

Familiärer Charme in der «Serenissima»:
#2  Violino d’Oro, Venedig

Das «Violino d’Oro» ist nicht einfach ein weiteres neues Hotel in Venedig, vielmehr ist es ein durch und durch venezianisches Hotel, welches auf exquisite Art das heimische Handwerk und Erbe ausdrückt. Das englische Reisemagazin «Condé Nast Traveller» beschreibt es so: «Die Atmosphäre ist elegant und eklektisch, wie das Haus eines schicken venezianischen Kunstsammlers, der Antiquitätenmärkte genauso liebt wie die Biennale.» Ab dem ersten Moment spürt man die Liebe und Detailpflege dieser charmanten Unterkunft im Dorsoduro-Viertel nahe der Piazza San Marco – direkt neben dem legendären, derzeit geschlossenen Hotel Bauer, um dessen Erwerb unter Hospitality-Giganten gerangelt wird.

Sara Maestrelli, die aus Florenz stammende Hausherrin mit sattelfestem Geschmack, legte grossen Wert auf italienische Massarbeit, von den Vasen und Marmorbüsten über die allgegenwärtige Kunst (von vorwiegend jungen Talenten) bis zum Geschirr im Restaurant, wo der Schwerpunkt auf pflanzlichen und glutenfreien Gerichten italienischer Provenienz liegt. Die Lobby ähnelt einem Wohnzimmer, die 32 Zimmer sind frei von lauten Signalen und bieten dem Gast alles, was er braucht, aber nichts Unsinniges darüber hinaus. Dazu passt das unaufdringlich aufmerksame Team, das jedem Gast das Gefühl vermittelt, erwartet und besonders willkommen zu sein.

 

Wohnliches «Anti-Hotel» im Modedistrikt:
#3 Rocco Forte House Via Manzoni, Milano

Am nördlichen Rand des Einkaufsviertels «Quadrilatero della Moda», an der Ecke Via Manzoni und Via della Spiga, hat die Hotelierfamilie Forte einen Palazzo aus dem 19. Jahrhundert in das «Rocco Forte House» umgewandelt. Das Konzept des edlen Gästehauses hat sich bereits im Schwesterbetrieb in Rom bewährt. Es spricht versierte Reisende an, die sich nicht wie in einem Hotel fühlen wollen, sondern ein gewisses Understatement schätzen und die Privacy von einem exklusiven zweiten Zuhause suchen.

In der Mailänder Niederlassung gruppieren sich elf Apartments zwischen 72 und 198 Quadratmetern mit jeweils einem oder zwei Schlafzimmern und voll ausgestatteter Küche um einen begrünten Innenhof. Im Frühjahr 2025 kommt eine Dachterrasse zum Relaxen hinzu. Es gibt einen Fitnessraum im Untergeschoss, City-Bikes für Stadterkundungen sowie einen jederzeit verfügbaren Haus-Concierge, der sich auf Wunsch um den Einkauf von Lebensmitteln, um die Wäsche oder um die Organisation von Restaurantreservierungen, Operntickets und Transfers kümmert.

 

Stadtresidenz mit privatem Club-Charakter:
#4  Hôtel 1 Place Vendôme, Paris

Auf dem Monopoly-Brett der französischen Metropole könnte es kaum einen edleren Standort als diesen geben. An der Ecke Rue Saint-Honoré und Place Vendôme – dort, wo auch die Chopard Boutique im Parterre glänzt und funkelt –, hat im November 2023 ganz ohne mediale Pauken und Trompeten dieses exquisite Hotel eröffnet. Das Gebäude gehört der verschwiegenen, in Genf ansässigen Unternehmerfamilie Scheufele, die auch die famose Uhren- und Schmuckmarke besitzt. Das Konzept des «1 Place Vendôme» setzt auf die Ambiance einer halbprivaten Familienresidenz. «Quiet luxury» eben.

Hat man das blaue Hauptportal passiert und das schmiedeeiserne Tor geöffnet, auf dem lediglich ein hingehauchtes «C» auf das Hotel hinweist, wird man freundlichst in den zweiten Stock geführt, wo sich die öffentlichen Räume wie in einem Stadtpalais aufreihen: Salon, Bibliothek (mit den Lieblingsbüchern der Scheufeles), Wintergarten, Bar und ein chinesisch inspiriertes Fumoir, das sich hinter einer Wand aus falschen Bücherregalen versteckt. Jede der zehn Suiten und jedes der fünf Zimmer ist ein Kunstwerk für sich, nur schon, weil manche mit Chagalls und Warhols ausgestattet sind. Im «1 Place Vendôme» kann man nicht einfach auf einem Drink vorbeischauen: Es ist ausschliesslich Übernachtungsgästen und deren Besuchern vorbehalten.

 

Zu neuem Leben erwachtes Weinhandelshaus:
#5  Mondrian Bordeaux Les Carmes, Bordeaux

Philippe Starcks neuster Coup, très genial! «Der Reiz lag darin, das nahezu vergessene Areal um das ikonische Gebäude wiederzubeleben und daraus ein heiter stimmendes Boutiquehotel zu realisieren», sagt der weltbekannte französische Designer. Der Bau mit der zinnenbewehrten Fassade von 1871 diente ein Jahrhundert lang als Weinkeller und Weinhandelshaus des Château Les Carmes Haut-Brion, einem der wenigen Weingüter auf Stadtgebiet. Ein Brand in den Sechzigerjahren zerstörte die Keller, und das schlösschenartige Anwesen fiel in einen Dornröschenschlaf.

Entstanden ist nun etwas aufregend Neues, das mit moderner Architektur die neogotische Originalsubstanz gelungen kontrastiert und mit viel Backstein, viel Holz und natürlichen Materialien die Noblesse des Wertigen verbreitet. Das Erdgeschoss ist das Reich des japanischen Küchenchefs Masaharu Morimoto, dessen Fusion Cuisine aus regionalen Ressourcen auch viele einheimische Gäste anzieht. Ebenfalls im Parterre befindet sich ein kleines Spa mit Hallenbad. Das «Mondrian Les Carmes» ist eine zeitgemäss zauberhafte Stadtoase, welche die Strahlkraft hat, das noch etwas vernachlässigte Chartrons-Viertel zwischen dem Stadtzentrum und dem Weinerlebniszentrum «Cité du Vin» (jeweils 25 Spazierminuten entlang den Quais des Flusses Garonne) ins einundzwanzigste Jahrhundert zu katapultieren.

 

Zeitgeistige Inkarnation des einstigen «Königshof»:
#6  Koenigshof, München

In München gab es – nach sechzehn Jahren Bewegungslosigkeit am oberen Ende des Hotelmarkts – in jüngster Zeit zwei glanzvolle Eröffnungen: Zunächst machte im Herbst 2023 das neue «Rosewood Munich» in der Altstadt von sich reden, dann nahm im Sommer 2024 der «Koenigshof» als Teil der Luxury Collection von Marriott den Betrieb auf. Der markante Neubau des spanischen Architekturbüros Nieto Sobejano erhebt sich auf dem Gelände des einstigen «Königshof» (damals noch mit dem deutschen Umlaut «ö») am Stachus und polarisiert die Münchner: Auf die einen wirkt die kubisch verschachtelte Fassade mit der vertikalen Spalte in der Mitte als Fremdkörper im Bahnhofsviertel.

Andere schwärmen von der lang ersehnten Aufwertung des Standorts am wichtigsten Verkehrsknotenpunkt der bayerischen Landeshauptstadt und am Eingangstor zur Fussgängerzone. Tritt man ins Hotel ein, beeindrucken zunächst das 25 Meter hohe Atrium und die beiden Lounges im dritten Stock, wo sich auch die Rezeption befindet. In den 106 Zimmern dominiert schlichte Eleganz in dezenten Farben. Und was vor zehn Jahren europaweit noch eine Seltenheit war, ist jetzt auch in München fast schon obligatorisch: eine Rooftop-Bar mit überraschenden Sichtachsen über Stadt und Umland. Ebenfalls im Dachgeschoss: das lateinamerikanische Restaurant «Greta Oto».

 

Nordischer Chic im Kruununhaka-Viertel:
#7 Hotel Maria, Helsinki

Das im Frühjahr 2024 eröffnete Hotel im Wohnviertel Kruununhaka vereint vier historische Gebäude zu einem Ensemble mit 117 wohnlichen, von viel Weiss geprägten Zimmern, zwei Restaurants und dem vielleicht attraktivsten Wellnessbereich in Skandinavien. Samppa Lajunen, der Gründer und Mitbesitzer, hat als dreifacher Olympiasieger in der Nordischen Kombination die Formbarkeit des menschlichen Körpers und die Wirkungskraft von gezieltem Personal Training am eigenen Leib kennengelernt. Vor allem ist er auch von den gesundheitlichen Benefits der finnischen Saunakultur und bewusster Ernährung überzeugt.

In seinem neuen Hotel lässt sich Gesundheit und Genuss stimmig verbinden. Ein «Wellness Concierge» steht für jene Gäste beratend zur Seite, die hier zu neuer Energie und Balance finden wollen. Natürlich kann man sich auch einfach fallen lassen und den neuzeitlichen Komfort, den netten Service und die hochstehende Regionalküche geniessen. Wer einigermassen fit ist, kann zudem sämtliche Sehenswürdigkeiten der Stadt zu Fuss erreichen. Das Problem ist nur: Wer einmal im Hotel Maria angekommen ist, will eigentlich gar nicht mehr raus.

 

Erstes All-Suite-Hotel an der Themse:
#8  The Emory, London

Die Hotels der Maybourne-Gruppe («The Connaught», «Claridge’s», «The Berkeley») haben eine Fangemeinde, deren Loyalität schon fast an Kult grenzt. Im Frühjahr 2024 kam «The Emory» beim Hyde Park Corner als viertes Londoner Schwesterhotel hinzu, mit dem «Berkeley» direkt nebenan und dem sechs Monate zuvor eröffneten «The Peninsula London» einen Steinwurf entfernt. Als kleinstes unter diesen berühmten Häusern positioniert sich «The Emory» als diskreten Rückzugsort inmitten des städtischen Trubels.

Während die eine Seite des Hotels auf eine pittoreske Gasse (Old Barrack Yard) ausgerichtet ist, blickt die andere Seite auf den Hyde Park respektive auf die pausenlos brummende Hauptverkehrsachse in Knightsbrigde. Die Glasfronten sind jedoch bestens isoliert. Über neun Etagen verteilen sich 60 smarte Suiten, die von verschiedenen namhaften Designern wie etwa André Fu, Rémi Tessier und Patricia Urquiola gestaltet wurden. Die Hotelgäste speisen im sehr angesagten Manhattan-Ableger des «abc kitchens» von Jean-Georges Vongerichten, geniessen das Rundum-Panorama in der Rooftop-Bar oder nutzen den Zugang zum Private Members’ Wellbeing Club «Surrenne», der sich auf vier unterirdische Stockwerke verteilt und über einen 22-Meter-Pool verfügt. Speziell: In den happigen Suitenpreisen sind die Airport-Transfers, die freie Nutzung eines Hotelfahrzeugs (soweit verfügbar) sowie die üppig bestückte Minibar bereits inbegriffen.

 

Hotelperle mit direktem Zugang zu privatem Stadtgarten:
#9  The Chelsea Townhouse, London

Jahr für Jahr bringen zig neue Herbergen eine frische Dynamik in Londons Hotelszene. Unter den Boutique-Beauties hat momentan das «Chelsea Townhouse» im Chelsea-Viertel zwischen Knightsbridge und dem nördlichen Flussufer der Themse das grösste Verzauberungspotenzial. Das frühere «Draycott Hotel», bestehend aus drei viktorianischen Stadthäusern aus rotem Backstein, wurde komplett renoviert, trumpft aber wie eh und je mit einer Besonderheit auf: Zugang zu den umzäunten Cadogan Place Gardens, die zu den prestigeträchtigsten privaten Stadtgärten gehören und direkt vor dem Hotel liegen.

Die Einrichtung der insgesamt 36 Zimmer präsentiert sich im britischen Retro-Design, es gibt einen gemütlichen Dining-Room mit Kamin und eine Bibliothek mit Erkerfenstern, wo auch der Afternoon Tea serviert wird. Doch das Beste im «Chelsea Townhouse» ist der persönliche Service. Hier sind Mitarbeitende im Einsatz, die nicht nur die Namen der Gäste im Kopf haben, sondern sich auch scheinbar mühelos daran erinnern, dass man morgens geriebenen Ingwer zum Orangen-Karotten-Saft liebt und abends den Negroni gern ohne Eiswürfel trinkt. Tipp: Die Pavilion Road, eine Fussgängerzone mit schmucken Restaurants, Bars und Designläden, liegt gleich um die Ecke.

 

Zutiefst schottisches Gesamterlebnis:
#10  100 Princes Street, Edinburgh

Edinburgh ist einfach überall sofort Edinburgh, auch wenn jeder Besucher so seine eigenen Erkennungsmerkmale hat. Es geht bergauf und bergab, auf grobem Kopfsteinpflaster und auf langen Prachtstrassen mit Dudelsackspielern im karierten Kilt. Blickt man aus den Fenstern des «100 Princes Street» an der gleichnamigen Adresse, sieht die Stadtkulisse mit dem alles überragenden Edinburgh Castle so aus, als sei diese einem Historiendrama entsprungen. Das jüngste Boutiquehotel der schottischen Kapitale gehört zur Red Carnation Collection, die auch weitere traditionsbetonte Häuser betreibt.

Der aufwendig renovierte frühere Hauptsitz der Royal Overseas League erzählt heute von der Reise der schottischen Entdecker, die sich hier einst versammelten. So ist das fünfstöckige Treppenhaus von einem riesigen handgemalten Wandgemälde geschmückt, welches die schottischen Pioniere zelebriert, und über allem schwebt ein gläserner Kronleuchter in Form eines Heissluftballons. Das Abenteuer setzt sich in den 30 Zimmern fort, zudem wird eine Reihe von Freizeiterlebnissen angeboten, etwa die Herstellung von eigenem Gin in der Kingsbarns Distillery oder ein Angelausflug am Fluss Tweed. Der beste Ort für eine Verschnaufpause von den täglichen Erkundungstouren zieht sich wie eine grüne Lunge durch die Stadt: die Princes Street Gardens. Hierfür braucht man vom Hotel aus lediglich die Strasse zu überqueren.

 

Ein neuer Stern an der Donau:
#11  Dorothea Hotel, Budapest

Das «Dorothea» im zentralen 5. Bezirk der ungarischen Hauptstadt ist ein weiterer herausragender Hotelneuling aus der Marriott-Gruppe in dieser Hot List. Es gehört der Autograph Collection an, die weltweit 200 unabhängige Häuser unter dem Dach des Hotelgiganten vermarktet. Für das Design zeichnete der italienische Architekt Piero Lissoni verantwortlich. Es galt, drei Gebäude aus verschiedenen Epochen (Neo-Renaissance, Jugendstil, Modernismus mit Art-déco und Bauhaus-Elementen) zu einem atmosphärisch einheitlichen Ganzen zusammenzufügen.

Bei den 216 Zimmern hat man die Wahl zwischen «contemporary» und «heritage» – beide Kategorien sind ästhetisch tadellos umgesetzt. Das Lifestyle-Hotel gruppiert sich um einen grosszügig begrünten Innenhof mit riesigem Glasdach. Hier befindet sich auch das Hauptrestaurant mit botanischer Kräuterwand. Das Highlight thront jedoch auf dem Dach: Hier lädt die Rooftop-Brasserie zu andalusischen Spezialitäten ein. Alles zu reellen Preisen, von denen man in anderen europäischen Städten nur träumen kann.