Ein Wochenendflohmarkt war ihr Sprungbrett: Nachdem sie fünf Jahre lang einen Stand auf dem Portobello Market geführt hatte, eröffnete Fiona Stuart Ende 1999 zusammen mit zwei Freunden die Vintageboutique Rellik. «Damals war Vintage noch ungewöhnlich», erklärt sie, «inzwischen gibt es in London ein erstklassiges Angebot. Internationale Designer, Models und Stylisten durchstöbern die Läden auf der Suche nach Raritäten und Inspiration.» Sie selbst schätzt nicht nur in Sachen Mode den Look von vorgestern: Hier sind ihre Lieblingsadressen der Londoner Vintagewelt.
#1 Rellik
Mode ab den 1930er-Jahren von bekannten Designern und in Topqualität. An den Ständern hängen bunt gemusterte Ossie-Clark-Kleider und Blusen von Romeo Gigli oder Laroche, auf den Ablagen liegen Taschen, Hüte und Schmuck. Für 650 Pfund gibt es einen bunten Wollmantel von Yohji Yamamoto, für 65 Pfund eine Sonnenbrille von Versace. relliklondon.co.uk
#2 Panella
Caterina Coraggio und Giuseppe di Matteo führen ein charmant-chaotisches Café mit Mittagstisch, das in jedem Kinofilm aus den Fifties «bella figura» machen würde. In kunterbunt zusammengewürfeltem Mobiliar isst man sizilianisches Street Food und Gerichte nach den Rezepten der Mamma: Arancini, Auberginenrouladen, Gnochetti alla Norma. Köstlich! panella.co.uk
#3 The Gate Picturehouse
Opulent, plüschig und rot ist es geblieben – das 1861 errichtete Gebäude beherbergte einst ein Bordell. Im Erdgeschoss, dem wunderschön holzgetäfelten heutigen Kinosaal, befand sich aber nur das Restaurant. Heute laufen hier bekannte Grossproduktionen und das Management legt Wert auf ein gehobenes Niveau. picturehouses.com
#4 Rockins
Der Name passt: Jess und Tim Rockins entwerfen Mode im Glam-Rock-Stil der 1970er-Jahre. Angefangen haben sie mit buntbedruckten Seidenschals – der erste entstand als Geschenk für Kate Moss. Heute hängen tannengrüne Samtanzüge, Jeans-Overalls, Abendpyjamas im Leo-Druck und schwarze Ledermäntel an den Verkaufsständern ihres Ladens. rockins.co.uk
#5 Mary Quant at V&A
Minirock, Hotpants, fröhliche Knallfarben – die Londoner Designerin Mary Quant war die unangefochtene Modeikone der Swinging Sixties. Ihre Entwürfe nahmen den Beatnik-Stil auf und prägten den Look dieser Zeit. Das V&A Museum widmet ihren modernen, schlichten und tragbaren Modellen eine grosse Retrospektive. Noch bis Februar kommenden Jahres. vam.ac.uk
#6 Poppies Fish & Chips
«Es ist keine Zauberei, man muss die Arbeit nur ordentlich machen», sagt Pat «Pop» Newland, Gründer des Fish&Chips-Lokals im angesagten Stadtteil Shoreditch. Poppies ist ganz im Stil der 1950er-Jahre gehalten, der Fisch stammt von einem alteingesessenen Händler, die legendären Chips werden täglich frisch von Hand zubereitet. poppiesfishandchips.co.uk
#7 Hirst Collection
Als Kind folgte Amanda Wringley ihrer Mutter auf Antiquitätenmärkte, mit zwölf hatte sie ihren eigenen kleinen Stand und verkaufte Plastikperlen-ketten. Heute liegen in ihren Vitrinen Dior-Colliers neben Fendi-Ohrclips und Chanel-Broschen, die von Sienna Miller, Megan Fox und Kunden aus aller Welt gekauft und getragen werden. thehirstcollection.etsy.com
#8 The Cow
Sir Terence Conrans Sohn Tom ist der Eigentümer dieses Gastropubs, entsprechend cool ist dessen Retro Look: Jukebox im Eingang, roter Linoleumboden, grüne Lederbänke. Neben Austern gilt das Cow Fish Stew (eine Art Bouillabaisse) als Bestseller, mit etwas Glück sitzen die Beckhams oder Paul und Stella McCartney am Nebentisch. thecowlondon.co.uk
#9 Portobello Hotel
Man übersieht es leicht und genau diese Unauffälligkeit gefällt den oft prominenten Gästen. Das Interieur des bald 50-jährigen 21-Zimmer-Hotels ist allerdings sehenswert: Badewannen mit viktorianischen Tatzenfüssen, Himmelbetten aus gedrechseltem Holz und eine Atmosphäre, die den unkonventionellen Stil von Notting Hill reflektiert. portobellohotel.com
#10 Les Couilles du Chien
Der Laden mit dem kuriosen Namen ist eine Fundgrube für hochwertiges Vintagemobiliar. Er gehört dem Franzosen Jerome Dodd, der nur kauft und verkauft, was ihm selbst gefällt: formschöne Mid-Century-Sessel und -Sofas, filigrane Metall-und-Kristall-Lampen in Palmenform oder halbblinde venezianische Spiegel aus den 1950er-Jahren. lescouillesduchien.com
Text: Patricia Engelhorn
Photos: Andrea Artz