Emil, du wurdest am Zurich Film Festival mit dem Lifetime Achievement Award ausgezeichnet. Auch der Film befasst sich mit deinem Lebenswerk. Wie fühlt sich das an?
Der Preis ist ganz schön beeindruckend, das muss ich ehrlich zugeben. Eigentlich war ich ziemlich überrascht, obwohl mir solche Highlights immer wieder passieren. Was den Film angeht, hätte ich nie gedacht, dass er die Menschen so berühren kann. Wir hatten keine klare Botschaft für den Film; wir haben es einfach fliessen lassen, und ich würde sagen, das Resultat ist gelungen.
Was gefällt dir am besten am Film "Typisch Emil"?
Es gibt viele lustige, kleine Szenen, die mich immer wieder überraschen, wenn ich sie sehe. Die schönste Szene für mich ist die, in der ich mit meiner Frau Niccel am Klavier sitze und auf der Mini-Schnorregiege (Mundharmonika) spiele. Das war ohne Vorbereitung, und trotzdem kam eine schöne Melodie dabei heraus, nämlich das wunderbare Schweizer Volkslied "Lioba".
Ab wann wusstest du, dass du die Menschen gerne zum Lachen bringst?
Das habe ich bereits mit zehn Jahren herausgefunden! Damals war ich Ministrant in der Kirche und habe häufig kleine Spässe gemacht. Auch auf meinem Schulweg habe ich meinen Kollegen häufig Geschichten aus dem Stehgreif erzählt. Sie haben immer gelacht und nach der Schule auf die Fortsetzung meiner Geschichten gewartet.
Wenn mein Lehrer mich während der Stunde vor die Türe stellte und ich danach mit ihm redete, weil ich der Meinung war, unschuldig zu sein, sagte er: „Ach Emil, wenn ich dich anschaue, muss ich immer lachen.“ Das waren alles Hinweise, dass da irgendetwas ist, das zu funktionieren scheint.
Du hast deine Bühnenprogramme auch auf Französisch gespielt. Wie schwierig ist es, in einer fremden Sprache lustig zu sein?
Wenn man ein wenig Französisch spricht, geht das gut. Die Westschweiz gehört zur Schweiz, daher war es für mich ein Muss. Ich habe mein Programm mit einfachen Worten übersetzt und einfach so gesprochen, wie es kam. Das war sicherlich nicht perfekt, aber genau das mochte das Publikum. Einmal fragte ich einen Westschweizer Theaterbesitzer, ob das, was ich sage, nicht zu falsch sei. Er sagte daraufhin: „Es ist falsch, aber das muss es auch sein. Dann ist es auch lustig. Bloss nichts ändern!“
"Ich wollte nie Kabatterist werden."
Du hast deine Karriere bereits einmal vorläufig beendet und bist Jahre später wieder mit einem neuen Programm zurückgekommen, wie kam es zu dieser Entscheidung?
Das war eigentlich eine ganz organische Entwicklung. Ich habe nach der Zeit in New York ein Buch, „Wahre Lügengeschichten“, geschrieben. Ein Buchhändler hat mich für eine Lesung angefragt, ich habe sie gemacht, und es war sehr lustig. Darauf folgten weitere Anfragen von Buchhändlerinnen.
Am Schluss landete ich in Köln in einer Buchhandlung mit 600 Zuschauern, die mich nicht mal alle sehen konnten. Ich fand es schade, dass so ein Betrieb gemacht wurde und mich nicht alle sehen konnten, weil sie hinter Bücherregalen standen. Dann entschied ich mich, wieder in ein Theater zu gehen, wo jeder mich sehen konnte. Es folgten 900 Vorstellungen während 15 Jahren. Man könnte sagen, ich wurde ein wenig geschubst.
Du bist seit 70 Jahren im Geschäft, was ist dein Antrieb?
Ich wollte nie Kabarettist werden. Ich war aber unzufrieden in meinem Job bei der Post, und hielt ihn nur aus, weil ich abends noch als Hobby Kabarett gespielt habe. Das ging neun Jahre lang so, es war eine strenge, aber schöne Zeit. Sobald ich auf einer Bühne stehe und die Scheinwerfer eingeschaltet werden, fliesst meine Kreativität und dann habe ich auch Energie und Antrieb. Das hat nie nachgelassen.
Du hast mehrere Jahre in New York gelebt. Wie unterscheidet sich der Humor der Amerikaner von dem der Schweizer?
Den Humor der New Yorker habe ich nicht so kennengelernt. Bei meiner ersten Reise hatte ich noch keine englischen Sprachkenntnisse. Ich hatte jeden Morgen von neun bis ein Uhr Einzelunterricht bei meinem Lehrer. Das war hart, ich hätte in dieser Zeit lieber New York besichtigt. Aber das war mein Schicksal. Bei der Ausbildung zum Postbeamten sagte man mir immer, bei der Post am Schalter müsse ich italienisch sprechen. Das habe ich auch gelernt. Dafür blieb das Englisch auf der Strecke.
Wie hast du dich während deinen Flugreisen nach New York am liebsten beschäftigt?
Ich habe jeweils zwei bis drei Zeitschriften gekauft und diese im Flugzeug gelesen. Wenn ich damit durch war, waren wir bereits da. Schlafen konnte ich nie. Filme habe ich eigentlich nie angeschaut. Mich hat immer die Vorstellung genervt, dass ich mitten im Film vom Frühstück unterbrochen werde. Das geht für mich als ehemaligen Kinobesitzer nicht.
Ab dem Januar 2025 können SWISS Passagiere im Flugzeug deinen Film "Typisch Emil" ansehen.
Ja, das stimmt. Ich erwarte ein sehr durchmischtes Publikum mit verschiedenen Sprachen und freue mich darauf. Ich nehme an, die Version mit den deutschen und englischen Untertiteln wird ausgewählt.
Wenn du dir deinen Platz im Flugzeug frei aussuchen darfst, wo sitzt du?
Meistens sitze ich dort, wo ich zugeteilt werde. Aber ich durfte auch schon in der Business Class oder sogar in der ersten Klasse sitzen. Dort wird einem sogar das Bett gemacht. Das war schon ein eindrückliches Erlebnis. Das Essen an Bord war zudem gewaltig.
Was ist dir lieber im Flugzeug, der Sitz im Gang, am Fenster oder in der Mitte?
Ich kann mich an jede Sitzposition anpassen. Radau würde ich deswegen sicherlich nie machen. Wenn ich selbst auswählen darf, sitze ich gerne am Gang.
Du darfst einen Flug in die Ferien zu deiner Wunschdestination buchen. Wohin geht es und wen nimmst du mit?
Wen ich mitnehme, ist klar – meine Frau Niccel. Schwieriger ist die Feriendestination. Mit der aktuellen Weltlage sind wir nicht so für Ferien aufgelegt, und es müsste zudem eine gemeinsame Entscheidung sein. Ich persönlich möchte nicht nur in den Süden fliegen, um an einem Strand zu liegen.
Wir möchten gerne die Landeskultur geniessen, aber auch die Sonne. Es ist immer sehr schwierig zu entscheiden. Wir arbeiten meistens in den Ferien und malen. Deswegen brauchen wir vor allem zwei gute Tische mit viel Platz. Ich glaube, nach zweieinhalb Jahren intensiver Filmarbeit wäre es wieder einmal an der Zeit, eine schöne Reise zu planen.
Text: Anja Suter
Fotos: Filmcoopi Zürich
Veröffentlicht am 07. Nomvember 2024
"Typisch Emil" läuft ab heute in den Kinos und ab Januar an Bord der SWISS Langstreckenflüge.