Production Manager Stephan: «Wenn das Licht in der Werft angeht, beginnt die Arbeit»

Hast du dich schon einmal gefragt, wie der Alltag im Passenger Care Center aussieht, wie das NOC operiert oder welchen Herausforderungen die Cabin Crew gegenübersteht? «High Five» eröffnet den Blick auf die vielfältigen Persönlichkeiten hinter SWISS. Dafür stellen wir unserem Gegenüber jeweils fünf Fragen, die einen spannenden Einblick in den spezifischen Arbeitsalltag ermöglichen.
In dieser Ausgabe von High Five beantwortet Production Manager Hangar Maintenance Stephan Allenspach unsere Fragen und erzählt uns von den Highlights und Herausforderungen seines Jobs. 

Stephan sitzt im Cockpit und lächelt.
Production Manager Hangar Maintenance Stephan Allenspach im Cockpit eines Fliegers im Hangar.

Stephan, was ist deine Funktion und was machst du den ganzen Tag, oder in deinem Fall, die ganze Nacht?
Ich bin Stephan Allensbach, 45 Jahre alt und seit 2016 Production Manager Hangar Maintenance in der Nachtschicht. Ich leite ein Team von rund 50 Mitarbeitenden, das hauptsächlich aus Mechaniker:innen und Techniker:innen besteht.

Wir sind dafür verantwortlich, dass alle Flugzeuge am Morgen wieder im technisch einwandfreien Zustand der OPS übergeben werden können. Wir betreuen pro Nachtschicht ungefähr 40 Flugzeuge, wobei unser Main Business die Kurzstrecke ist, – hauptsächlich der Airbus 220 und A320. Dann kommen Aufgaben wie routinemässige A-Checks von Langstrecken- und Edelweiss-Maschinen hinzu und ganz viele kleinere geplante und ungeplante Arbeiten.

Wie lange bist du schon in dieser Position und was magst du besonders an deinem Job?
Ich habe meine Lehre bereits bei der Swissair gemacht und konnte danach im Unternehmen bleiben. Diesen Sommer bin ich seit 30 Jahren am Flughafen Zürich. Im Jahr 2010 nutzte ich die Chance und kehrte zur SWISS zurück. Zunächst arbeitete ich als Mechaniker, dann erklomm ich die nächste Stufe als Teamleader. Mein Highlight ist, wenn ich am Samstagabend komme, die Hallen dunkel und leer sind und dann geht das Licht an, die Flieger und mein Team kommen und die Arbeit beginnt: von der Ankunft der Flugzeuge über die Einsatzplanung bis hin zur Koordination.

Wenn morgens der Hangar dann wieder leer ist, ich als Letzter gehe und die Flugzeuge für den Tag einsatzbereit sind, ist das schon ein tolles Gefühl. Auch ist es sehr spannend, mit all den verschiedenen Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenzuarbeiten. Von 50 Mitarbeitenden sind rund die Hälfte nicht in der Schweiz wohnhaft. Sie fliegen in die Schweiz, arbeiten fünf Nächte und fliegen dann wieder nach Hause.

Wie sieht eine typische Nachtschicht bei dir aus?
In der Nacht sind wir zwei Production Manager und vier Teamleader. Am Abend starten wir mit der Planung und Koordination aller Mitarbeitenden, die auf die rund 40 Flieger aufgeteilt werden. Wo braucht es mehr und wo weniger Leute? Wie können sie effizient eingesetzt werden?  Die Einteilung variiert je nach Ausbildung der Mitarbeitenden. Diese werden im Hangar oder draussen direkt auf der Airside verteilt, da nicht alle Flugzeuge im Hangar Platz haben.

"Es kann unerwartet ein Flieger eintreffen, der zum Beispiel einen Blitzschlag oder Vogelschlag erlitten hatte. "

Stephan Allenspach
Production Manager Hangar Maintenance

Zusammen mit den Leadern wird dann die anstehenden Arbeiten verteilt, die Mechaniker:innen holen sich Material, Tools und Papiere und begeben sich zu den zu reparierenden Maschinen. Im Hangar sind es dann meist grössere Teams mit bis zu 12 Mitarbeitenden, die an einem Flugzeug wie einem A340 arbeiten. Natürlich ist nie alles planbar, denn es kann unerwartet ein Flieger eintreffen, der zum Beispiel einen Blitzschlag oder Vogelschlag erlitten hatte.

Meine Aufgabe ist es, im Hintergrund Entscheidungen zu treffen, wenn Flugzeuge am Boden sind oder fehlende Teile bestellt werden müssen. Ich muss zum Beispiel entscheiden, welche Maschinen wir noch etwas länger am Boden lassen können, wenn wir sehen, dass nicht alle Maschinen rechtzeitig einsatzbereit sind. Da kommt es oft auf eine gute Kommunikation mit dem Maintenance Control Center und mit Operations an. Gegen vier Uhr morgens spreche ich mich mit den Leadern ab und schaue, was alles erledigt werden konnte und was noch offen ist. Diese Informationen leite ich an Maintenance Control Center und OPS weiter, damit sie wissen, welche Flugzeuge bereit sind.

Am Ende der Schicht werden die Flugzeuge wieder aus dem Hangar gefahren, danach werden alle bürokratischen Dinge erledigt und es findet ein Debriefing mit den Mitarbeitenden statt. Für mich steht dann noch das Handover mit der Planung und Tagschicht an, damit für den Tagesbetrieb alles klar ist. Und dann geht es in den wohlverdienten Feierabend.

Hattest du schon immer eine solche Faszination für das Fliegen? Und reist du selbst auch gerne?
Ja, auf jeden Fall. Deshalb habe ich bei der Swissair die Lehre als Maschinenmechaniker gemacht. Bereits in der Schulzeit sind wir mit dem Velo immer zum Militärflugplatz nach Dübendorf gefahren, um die Flugzeuge anzuschauen. Mich hat es dann in die Zivilluftfahrt gezogen, während sich meine Freunde eher für Militärflugzeuge begeisterten. Ich reise selbst gerne und natürlich schaue ich immer noch zu, wenn ein Flugzeug startet. Manchmal benutze ich die App FlightRadar, wenn ich im Garten ein Flugzeug über meinem Haus sehe.

Stephan steht im Hangar vor einem A220-300.
Stephan im Hangar vor einem A220-300.

Was machst du als Ausgleich, wenn du vielleicht auch mal am Tag frei hast?
Als Ausgleich gehe ich gerne in die Berge zum Biken. Grundsätzlich bin aber offen für alle Sportarten, mit mir kann man alles machen (lacht). Zudem konnte ich zwei Waldstücke von meinem Vater übernehmen, dort verbringe ich viel Zeit und holze Bäume. Der Kontrast ist spannend: Hier bei der Arbeit muss alles exakt sein und im Wald kann ich den Baum auch mal liegenlassen und beim nächsten Mal wegräumen.

Wir danken Stephan für diesen spannenden Einblick in seinen Arbeitsalltag.

Text: Mike Beutler & Tanja Fegble

Fotos: Mike Beutler & Tanja Fegble

 

Veröffentlicht am: 12.05.23