Pilotenausbildung Teil 4: Matthias ist am Ziel

Es ist ein gewöhnlicher Frühlingstag in Zürich-Kloten, vielleicht ein wenig kühl. Im Operations Center (OPC) am Zürich Flughafen herrscht bereits frühmorgens geschäftiges Treiben. Verschiedene Crews bereiten sich auf ihre Einsätze vor. Für sieben Kolleg:innen von SWISS wird es ein Tag, den sie so schnell nicht vergessen werden. Mit dabei ist Matthias Bergmann. Er ist mitten in der Ausbildung zum Co-Piloten auf dem Airbus A320.

Pilotenausbildung Teil 4: Matthias ist am Ziel

06:10 – Das Briefing
Es ist kurz nach sechs Uhr, als sich eine elfköpfige Crew für das Briefing in einer der Räumlichkeiten im OPC einfindet. Auf den ersten Blick erscheint die Anzahl der Crew-Mitglieder für einen Kurzstreckenflug ungewöhnlich hoch. Doch die Erklärung folgt gleich zu Beginn: «Guten Morgen, heute ist ein ganz spezieller Tag für euch, denn heute werdet ihr zum ersten Mal überhaupt einen Airbus A320 fliegen», begrüsst Pilot und Ausbildungsleiter Daniel Peier die Anwesenden. Eine spürbare Mischung aus Vorfreude und Nervosität liegt im Raum, während die vier Fluglehrer:innen und sieben Flugschüler:innen das anspruchsvolle Programm der kommenden Tage durchgehen. Es wird sehr intensiv sein. 

06:50 – Hautnah am Flugzeug
Nach der Sicherheitskontrolle geht es mit dem Crew-Bus direkt zum Standplatz des Airbus A320 mit der Registrierung HB-IJM. Hier wartet Reto Blasi von der Technik, um den angehenden Pilot:innen eine praktische Einführung zu geben. Er erläutert den Bremsdruck und die Kraftübertragung auf die Räder, zeigt den Federweg der Stossdämpfer und erklärt, wie man potenzielle Beschädigungen oder Lecks an Triebwerk und Rumpf erkennt. Das alles haben die Aspirant:innen in unzähligen Theorielektionen gelernt. Jetzt erleben sie es in der Praxis. 

Bevor es auf den Überführungsflug nach Maribor geht, erklärt Reto Blasi von der Technik, auf was die angehenden Pilot:innen bei einem Aussencheck besonders achten muss.
Bevor es auf den Überführungsflug nach Maribor geht, erklärt Reto Blasi von der Technik, auf was die angehenden Pilot:innen bei einem Aussencheck besonders achten muss.

8:03 – Für einmal Passagier
Nach dem technischen Rundgang nimmt die Crew ihre Plätze im Flugzeug ein. Diesen Flug verbringen die angehenden Pilot:innen noch als Passagiere. Das wird sich schon bald ändern. Daniel Peier steuert den Airbus A320 in Richtung Startpiste, und nur wenige Minuten später hebt die Maschine mit der Spezialflugnummer LX5630 nach Maribor in Slowenien ab. Die erwartete Flugzeit beträgt knapp eine Stunde. 

Der Überführungsflug ist Chefsache: Daniel Peier (links) und Mario Bosshard steuern das Flugzeug in die zweitgrösste Stadt Sloweniens.
Der Überführungsflug ist Chefsache: Daniel Peier (links) und Mario Bosshard steuern das Flugzeug in die zweitgrösste Stadt Sloweniens.

09:01 – Ankunft in Maribor
Nach der Landung richtet sich die Crew in einem reservierten Raum im Flughafen Maribor ein. Jetzt beginnt das eigentliche Trainingsprogramm, das sogenannte "Base Flight Training". Jede:r angehende:r Pilot:in muss sechs sogenannte Touch-and-Go-Landungen absolvieren. Dabei setzt das Flugzeug kurz auf der Landebahn auf, rollt etwas aus und im Cockpit wird gleich wieder Schub gegeben, so dass das Flugzeug kurze Zeit später wieder abhebt. Nach dem Durchlauf des Programms erfolgt der Wechsel, und das nächste Flight Crew Member übernimmt das Steuer. 

09:47 – Der erste Start
Die Anspannung vor dem ersten Flug steigt. Ab jetzt sind jeweils nur ein:e Fluglehrer:in und zwei Schüler:innen im Cockpit. Das erste Trio macht sich bereit. Einer davon ist Matthias Bergmann. Die Triebwerke werden angelassen. Nach viel Theorie, unzähligen Flugstunden in Kleinflugzeugen, Tests, Prüfungen und über 80 Stunden im Simulator werden die Flugschüler:innen erstmals einen Airbus A320 starten und landen. Hochkonzentriert steuert Matthias das Flugzeug Richtung Startbahn. Die Schubhebel werden nach vorne geschoben und kurz darauf hebt das Flugzeug ab. 

Viel zu tun gibt es auch für den Flugverkehrsleiter in Maribor. Unser SWISS-Flugzeug landet all 15 Minuten um sogleich wieder abzuheben.
Viel zu tun gibt es auch für den Flugverkehrsleiter in Maribor. Unser SWISS-Flugzeug landet all 15 Minuten um sogleich wieder abzuheben.

10:50 - Die Erleichterung
Die insgesamt zwölf Runden sind absolviert. HB-IJM ist zurück auf dem Standplatz. Die Türen öffnen sich und zwei strahlende und gleichwohl erleichterte Flugschüler:innen steigen aus dem Flugzeug: „Es war ein besonderer Moment für mich und eine grosse Bestätigung zu erleben, wie sich mein Wissen und das Training der vergangenen Jahre in der Praxis bewähren“, sagte Matthias nach seinen Trainingsrunden.

12:14 – Bis Betriebsschluss
Es folgen die weiteren Schulgruppen, die ihre Trainingseinheiten absolvieren. Starts und Landungen, Cockpitwechsel, Auftanken. Geflogen wird bis um 17 Uhr, dann schliesst der Flughafen in Maribor.

17:45 – Der ersehnte Feierabend
Nach diversen Nachbesprechungen, sogenannten Debriefings, und etwas Papierarbeit macht sich die Crew auf den Weg ins Hotel. Danach lassen sie den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Lange dauert dieses nicht, denn schon am nächsten Morgen beginnt die zweite Session der Trainingsflüge, bevor es dann am Abend wieder zurück nach Zürich geht. 

Geschafft – unsere Aspiranten haben das intensive Landetraining erfolgreich absolviert.
Geschafft – unsere Aspirant:innen haben das intensive Landetraining erfolgreich absolviert.

Der letzte Schritt
Nach dem erfolgreichem Landetraining geht es zurück nach Zürich. Schon bald folgen die ersten Flüge in der sogenannte die Lifus-Phase (Line Flying Under Supervision). Das sind reguläre Flüge mit Passagieren und eine:m Captain als Instruktor:in. Der ist der letzte Schritt einer aufregenden und intensiven Ausbildung. Nach Absolvierung dieser Flüge sind Co-Pilot:innen aus unserer Serie vollwärtige Mitglieder der Cockpit-Crew 

Wir wünschen allen Pilotenaspirant:innen «Many Happy Landings»!

Informationen zur Ausbildung als SWISS Pilot:in


Als Mitglied des Lufthansa-Konzerns bildet SWISS ihre Piloten bei der European Flight Academy (EFA), der Flugschule der Lufthansa Group, aus. Als Teil der Lufthansa Aviation Training Gruppe bietet die European Flight Academy eine umfassende Piloten-Grundausbildung von etwa zwei Jahren. Die Ausbildung kombiniert Theorie und Praxis und schliesst mit dem anerkannten Abschluss als Diplom Pilot/-in HF ab.. Die Theorie wird im Trainingszentrum in Opfikon, die Praxisphasen in Grenchen und Goodyear, Arizona, durchgeführt.

 

Nach bestandener Prüfung an der EFA folgt die Anstellung bei SWISS, das Typerating inklusive Landetraining sowie die Streckeneinführung. Und nach diesen rund sechs Monaten heisst es dann aus ausgecheckte:r Pilot:in: «Cabin crew, prepare for departure.» Informationen zur Bewerbung und den einzelnen Stufen der Ausbildung findet ihr unter

 

Piloten | SWISS und European Flight Academy

Text & Bilder: Diego Oppenheim

Video: Galactic Pictures GmbH

Konzept: Tanja Fegble, Reto Hoffmann

 

Veröffentlicht am 17.09.2024