Kunst auf der Kuhwiese: Ein Schweizer Kunstzentrum in Somerset

Von einem verlassenen Bauernhof zum Top-Kunstort: In Somerset haben die Schweizer Manuela und Iwan Wirth ein blühendes Kunstzentrum geschaffen, das internationale Anerkennung geniesst. Neben Kunst können Besucher im hauseigenen Gästehaus und Restaurant regionale Spezialitäten kosten und die Ruhe der Umgebung geniessen. Ein Muss für Kunst- und Naturliebhabende.

Sie gelten als einflussreiche Galeristen im weltweiten Kunstmarkt: Manuela und Iwan Wirth handeln aber nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Erlebnissen. Zu ihren schönsten und erfolgreichsten Projekten zählt Hauser & Wirth Somerset am Ortsrand von Bruton.

Das Gebäude-Ensemble der Durslade Farm steht unter Denkmalschutz. Es wurde sorgfältig restauriert und beherbergt heute eine Kunstgalerie, einen Hofladen, das Restaurant Roth Bar & Grill und ein Sechs-Zimmer-Gästehaus.
Das Gebäude-Ensemble der Durslade Farm steht unter Denkmalschutz. Es wurde sorgfältig restauriert und beherbergt heute eine Kunstgalerie, einen Hofladen, das Restaurant Roth Bar & Grill und ein Sechs-Zimmer-Gästehaus.

"Alles was hier passiert, gehört zu einem grossen Ganzen."

Iwan Wirth
Hauser & Wirth

Durslade Farm - Gehöft aus dem 18. Jahrhundert wird zum Kunstzentrum

Das Paar kam 2006 ursprünglich auf der Suche nach einem Wochenendhaus in die Region, fand ein Bauernhaus mit Feldern drumherum und beschloss, seinen Wohnsitz von London nach Bruton zu verlegen, um sich selbst und den vier Kindern ein Leben in der Natur zu ermöglichen. Erst viele Jahre später begannen sie damit, ein nahegelegenes, seit Langem verlassenes, aber unter Denkmalschutz stehendes Gehöft aus dem 18. Jahrhundert in ein Kunstzentrum zu verwandeln. Der ehemalige Musterbauernhof Durslade Farm wurde zu einem Mixed-Use-Projekt, das neben Galerieräumen auch ein Restaurant, ein Gästehaus und einen Hofladen umfasst, und neben Ausstellungen auch Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Lernaktivitäten im Programm hat.

Bis heute ist die 400 Hektar Durslade Farm ein funktionierender landwirtschaftlicher Betrieb mit Schafen, Rindern, Obstbäumen und Weingärten. Wer seinen Wagen am Ortsrand von Bruton abstellt, schaut zunächst allerdings nur auf ein paar eher unspektakuläre alte Steinhäuser. Aber dann steht auf einer gepflegten Wiese im Hof eine imposante, fast drei Meter hohe, junge und kräftige schwarze Frau in gängiger Freizeitkleidung mit ihrem Mobiltelefon in der Hand. Es ist die Bronze „Reaching Out“ des britischen Künstlers Thomas J Price, die schlagartig klarmacht, dass dies kein normaler Bauernhof ist. 

In den sorgfältig restaurierten Ställen, Remisen und Scheunen sind fünf grosszügige und lichtdurchflutete Galerien, ein fantastischer Hofladen sowie das lässige Restaurant Roth Bar & Grill untergebracht, während das ehemalige Herrenhaus zu einem Gästehaus wurde, dessen Salons, Zimmer und Bäder in schönstem Shabby Chic gestaltet sind und – obwohl wie ein Hotel buchbar – den Eindruck eines leicht exzentrischen, mit zeitgenössischer Kunst gefülltem Privathauses vermitteln. Durslade Farm ist ein Gesamtkunstwerk und zugleich ein zutiefst integrativer Ort, der auch Menschen anspricht, die mit Kunst nichts am Hut haben.

Künstlerische Vielfalt 

Man kann mit Kindern, Grosseltern oder Freunden kommen, über mäandernde Kieswege durch ein vom niederländischen Landschaftsdesigner Piet Oudolf traumhaft schön angelegtes Gräser- und Blumenmeer spazieren, sich in den vom chilenischen Architekten Smiljan Radić entworfenen licht- und lufturchfluteten Gartenpavillon setzen, im Restaurant einen Wagyu Burger mit Fleisch von farmeigenen Rindern essen, im Shop hausgemachte Pflaumenmarmelade oder ein schmiedeeisernes Buttermesser kaufen. Oft finden Feste auf der Kunstfarm statt, bei denen sich das ganze Dorf zwischen Outdoor-Kunstwerken versammelt, und wer am frühen Abend einen House Negroni an der Roth Bar bestellt, wird kaum übersehen, dass auch diese ein echtes Kunst-Stück ist – kreiert von Björn und Oddur Roth, Sohn und Enkel des Schweizer Künstler Dieter Roth.

Es wäre allerdings schade, die laufenden Ausstellungen ausser Acht zu lassen. So nimmt zum Beispiel ab Anfang Juni 2023 eine Gruppenausstellung mit über 20 Künstlern – darunter Pipilotti Rist, Jason Rhodes und Richard Jackson – Galerien und Garten in Beschlag.

„Wir sehen Hauser & Wirth Somerset als ein einziges, zusammenhängendes Gebilde; alles, was dort passiert, gehört zu einem grossen Ganzen“, sagt Iwan Wirth (aus „Beyond the Town, Conversations of Art and Land“, Hauser & Wirth Publishers). Das Konzept scheint aufzugehen: Seit der Eröffnung 2014 haben schon über eine Million Besucher die Durslade Farm besucht – das ist mehr, als die Hauser & Wirth Galerien in Zürich und London zusammen verzeichnen können.

Piet Oudolf Field - Hauser & Wirth, Durslade Farm, Bruton, Somerset (7th September 2016)
Hauser & Wirt Somerset ist auch als ein Ort zum Verweilen gedacht. Es gibt viele ruhige Ecken, in denen man sitzen, lesen oder den Garten bewundern kann. © Jason Ingram

hauserwirth.com