#1 Akira Back im Mandarin Oriental Mayfair, London
Am neuen «Mandarin Oriental Mayfair» fällt Stadtkennern zunächst Londons begehrteste Postleitzahl auf: W1S, inmitten von Mayfair am Hanover Square. Das jüngste «Mandarin» ist ein Neubau, und beim Eintreten wird man mit den Worten «This is your home» willkommen geheissen. Man schlendert durch ein kaleidoskopisches Blumenarrangement und landet sogleich im Atrium, dem Herzstück des Hotels.
Das Atrium beherbergt das Restaurant von Akira Back. Der renommierte, in diversen Metropolen tätige Küchenchef bringt sein koreanisches Erbe, seine Erziehung in Colorado und seine Erfahrung in japanischen Weltklasselokalen in sein grosses neues Restaurant ein. So manches Gericht, das aus der offenen Küche kommt, ist für die meisten Gäste wohl Neuland. Doch bietet die moderne Fusion Cuisine für jeden eine attraktive Auswahl, so etwa Akiras Signature Dish «AB Tuna Pizza» mit dünnen Scheiben rohem Thunfisch, Ponzu-Sauce und Trüffelöl.

#2 Epicure im Le Bristol, Paris
Zu den grossen Trends der Fine-Dining-Szene gehört ein pflanzenorientierter Küchenstil. Niemand hätte allerdings vermutet, dass ausgerechnet das Traditionshotel «Le Bristol» eine Lanze dafür brechen würde – galt doch das Gourmetlokal «Epicure» in den 25 Jahren unter der Leitung der Kochlegende Eric Fréchon als Bastion der französischen Haute Cuisine.
Im Sommer 2024 hat Arnaud Faye, der zuvor zwei Sterne im «Château de la Chèvre d’Or» an der Côte d’Azur erkochte, das kulinarische Zepter der drei Restaurants im Haus übernommen und für Aufsehen in der Branche gesorgt. Der 45-jährige Chef geht mit dem Zeitgeist und sorgt für eine neue Perspektive auf die Pariser Spitzengastronomie. Faye geht von einer vegetarischen Küche aus hochwertigstem Gemüse aus, ergänzt diese jedoch lustvoll mit Fisch und Fleisch – sofern man dies wünscht. Die Neugier der Feinschmecker aus aller Welt ist gross: Trotz schwindelerregenden Preisen – ein siebengängiges Menü mit Weinbegleitung kostet rund 1270 Euro für zwei Personen – ist ohne frühzeitige Reservation kaum ein Tisch zu ergattern.

#3 Tiger Lily im 25hours Hotel Paper Island, Kopenhagen
Das jüngste «25hours Hotel» ist bereits das zweite in der dänischen Hauptstadt, diesmal nicht mittendrin, sondern auf der aufblühenden Insel Christiansholm im Innenhafen. Den Namen «Papierinsel» hat das vollständig neu bebaute Quartier wegen seiner früheren Nutzung als Papierlager bei vielen Einheimischen behalten. Das Hotel liegt direkt am Wasser – von aussen soll das markante, von COBE Architects entworfene Gebäude an ein gefaltetes Stück Papier erinnern. Das Design der Lobby und der 128 Zimmer orientiert sich am zeitlos lässigen Flair eines skandinavischen Sommerhauses.
Das Restaurant hingegen signalisiert schon optisch, dass es im «Tiger Lily» um eine geschmackliche Entdeckungsreise durch die verschiedenen Küchen Asiens geht. Für Leute, die süchtig nach Hamachi-Sashimi mit minzigem Shiso-Kraut sind, ist hier Endstation Sehnsucht. Vegetarier und Veganer werden bei Gerichten wie Blumenkohl mit gelbem Curry oder teuflisch scharfen Pasta mit Koriander und Frühlingszwiebeln glücklich. Das Preisniveau ist Mittelklasse, die Qualität einen deutlichen Grad drüber.

#4 Limón im Hotel Grand Ferdinand, Wien
Das urban-gemütliche «Hotel Grand Ferdinand» an der Wiener Ringstrasse gibt es schon länger. Nun wurde das zuvor nur Übernachtungsgästen zugängliche Rooftop-Lokal «Grand Etage» im achten Stock umgebaut und als «Restaurant Limón» neu eröffnet. Mit einem mediterranen Ambiente und kulinarischen Klassikern aus Italien, Frankreich und Spanien verbreitet es südliches Lebensgefühl.
Die Speisekarte schreckt mit Gerichten wie Vitello Tonnato, Gazpacho Andaluz, Raviolo alla Carbonara, Cotoletta alle Milanese oder Bouillabaisse Marseillaise nicht vor Klischees zurück, doch schmeckt alles bestens und bleibt auch bei den Weinen preislich überschaubar. Manche Spezialitäten werden direkt am Tisch zubereitet, etwa die getrüffelten Linguine (im Parmesanlaib gerührt) oder die Crêpes Suzette. Das «Limón» ist von Dienstag bis Samstag jeweils abends ab 17 Uhr geöffnet, tagsüber bleibt die Dachetage weiterhin ausschliesslich Hotelgästen vorbehalten.

#5 Ottolenghi im Mandarin Oriental Geneva, Genf
Wenn es einen Koch gibt, der den dehnbaren Begriff «Comfort Food» prägt, dann ist es der israelisch-britische Tausendsassa Yotam Ottolenghi. Seine Kochbücher sind Bestseller, und in London betreibt er einige familiär-trendbewusste Wohlfühllokale mit besonderem Faible für Gemüse, fermentierte Lebensmittel und kühne Aromen. Seine kunterbunten, oftmals am offenen Feuer zubereiteten und als Sharing Plates konzipierten Gerichte vereinen mediterrane und orientalische Einflüsse auf geschmackssichere Art.
Anfang 2025 eröffnet Ottolenghi sein erstes Restaurant ausserhalb Grossbritanniens, im stilvoll modernistischen Luxushotel «Mandarin Oriental Geneva» am Rhône Ufer. Im Mittelpunkt der Showküche steht ein imposanter Grill, und man darf zuversichtlich sein, dass Hoteldirektor Paul Jones dem leidenschaftlichen Koch eine heiter stimmende Bühne für dessen köstliche Seelenschmeichler schaffen wird.

#6 Florio im The Charles Hotel, München
In den lichtdurchfluteten Räumlichkeiten des ehemaligen «Sophia’s» im «The Charles Hotel» hat zum Herbstbeginn 2024 das «Florio» eröffnet. Die Küche ist stark von Fulvio Pierangelini geprägt, dem gastronomischen Maestro der Rocco Forte Gruppe. Die Küche ist zeitlos italienisch mit modernem Twist. Mit Gerichten wie den in Rotwein geschmorten Kalbsbacken mit Trüffelkartoffelcreme oder die Linguine mit Zucchini, Zitrone und roten Garnelen lernt man Italien von einer Seite kennen, die einem in den Ferien vielleicht entgangen ist. Das Interieur passt bestens: Grosse Olivenbäume, runde Sitzbänke in Rostrot, moosgrüne Leinentapeten und botanische Illustrationen ehren die Lage des «Florio» direkt am Alten Botanischen Garten.

#7 The Dining Room im The Goring Hotel, London
In diesem diskret extravaganten und zugleich anheimelnden 69-Zimmer-Hotel im vornehmen Stadtteil Belgravia kam guter alter britischer Stil nie aus der Mode. Es ist in vierter Generation im Besitz der Gründerfamilie Goring und betört seit 1910 mit einer wohltuenden Unaufgeregtheit gegenüber jeglichen Trends. Nichts stört das Auge, nichts ist zu hell oder zu grell. Alles ist von distinguiertem Glanz – das Messing, das Parkett, der Afternoon Tea und das Lächeln der vielen langjährigen Mitarbeitenden. Zwar werden die Interieurs regelmässig aufgefrischt, doch stets in einem Stil, wie er auch im edwardianischen England der vorletzten Jahrhundertwende möglich gewesen sein könnte.
Mit der Renovation des Speisesaals durch das Designstudio Russell Sage hat das Hotel nun einen Hauch mehr Opulenz gewagt. Das Ergebnis begeistert, und mehr als zuvor könnte «The Dining-Room», ohne etwas verändern zu müssen, als Filmkulisse eines Historiendramas dienen. Die Küche, die beim fast einjährigen Umbau erstmals totalerneuert wurde, setzt zu hundert Prozent auf Produkte aus dem Königreich – nur bei der Weinliste dominieren die Franzosen.

#8 GAIA im Puente Romano Beach Resort, Marbella
Der 150 Kilometer lange Küstenstreifen der Costa del Sol südwestlich von Málaga mag arg verbaut sein, doch gibt es reizvolle Oasen in der schier unendlichen Betonwüste. Eine der schönsten ist das «Puente Romano Beach Resort» an der grosszügig angelegten Uferpromenade zwischen Marbellas Altstadt und dem Jachthafen Puerto Banús. Das Resort verströmt ein vibrierendes Lebensgefühl für drei Gästegenerationen und bietet mit 23 Restaurants und Bars eine europaweit unvergleichliche gastronomische Auswahl.
Zu den Glanzlichtern zählen international erfolgreiche Marken wie «Nobu», «Cipriani» und «Coya», die hier mit gut geführten Ablegern vertreten sind. Im Frühjahr 2024 kam das «GAIA» hinzu. Von den Schwesterbetrieben in Dubai, Doha, Monte Carlo und London weiss der aus Nigeria stammende Chef Izu Ani, wie man Gäste glücklich macht: Mit modern interpretierten griechischen Spezialitäten aus authentischen Zutaten von lokalen Bauern und Fischern – zum Beispiel die köstlich zubereite Moussaka, das Seebarsch-Carpaccio oder das im Holzofen geröstete Lamm. Die Portionen sind riesig, die Teller werden in die Mitte des Tischs gestellt, so dass alle Tischgenossen von allen Leckerbissen probieren können. Die Ambiance ist schick und bodenständig zugleich, und das warmherzige Serviceteam gibt punktgenaue Empfehlungen.

In Bezug auf Hotels war Rom in jüngster Zeit eine regelrechte Boomtown, mit aufsehenerregenden Eröffnungen globaler Lifestyle-Marken – von «Six Senses» und «Soho House» über «Bulgari» bis «W» und «Edition Hotels». Das «Casa Monti» ist das Gegenstück zu diesen eklatanten Newcomern. Umgeben von alten Handwerksbetrieben, Vintage-Boutiquen und Weinlokalen, liegt es an der Via Panisperna zwischen Piazza Venezia, Kolosseum und Bahnhof Termini. Hinter der denkmalgeschützten Fassade der einstigen Privatresidenz aus dem 18. Jahrhundert tut sich seit dem Sommer 2024 eine farbenfrohe Welt mit 36 Zimmern, Innenhof, Café-Bar und Restaurant auf. Wenn es wärmer wird, lockt zudem die Rooftop-Bar.
Das schmucke Hotel, das von der Pariser Innenarchitektin Laura Gonzales gestaltet wurde, soll sich wie ein Künstlerhaus anfühlen, in dem das römische Dolce Vita täglich zu neuem Leben erwacht. Im Restaurant mit hübscher Terrasse kocht Umberto Tuccio mit frischen, saisonalen und lokalen Zutaten – und bereitet diese ohne Schnickschnack zu, sei es Parmigiana di Melanzane (Auberginenauflauf), Fettucine mit Entenragout oder Tonnarelli Cacio et Pepe (Pasta mit Pecorino und Pfeffer).

#10 Villa Dahlia Gastro Bar, Stockholm
Das im Sommer 2024 eröffnete Hotel ist ein Schwesterbetrieb der «Villa Dagmar» und liegt im Wohnviertel Vasastan nördlich des Stadtzentrums. Im Mittelpunkt der «Villa Dahlia» steht das langgestreckte Lobby-Bar-Restaurant im Scandi-Chic, das sich von morgens früh bis mitternachts kaum einmal leert, weil sich entweder Hotelgäste oder lokale Besucherinnen und Besucher einfinden, die angesichts der wohligen Ambiance länger sitzenbleiben.
Aus der Küche kommen tadellos zubereitete Hotelklassiker wie der Salade Niçoise, das Club-Sandwich oder das Entrecôte mit Pommes Frites, doch sind auch der gebratene Saibling an Wermutsauce mit Brokkoli-Pastete oder das Pistazien-Tiramisu zu empfehlen. An warmen Tagen locken zudem die Rooftop-Bar und der Pétanque-Platz im Innenhof. Wer bleiben will, schläft gut: Viele der 103 feinsinnig gestalteten Zimmer blicken auf den kleinen Park Tegnérlunden und bieten Ruhe trotz Grossstadt.

#11 Dear Jackie im Broadwick Soho, London
Derzeit wird London seinem Ruf als Food-Kapitale Europas vollauf gerecht, mit ungezählten neuen Restaurants in multikultureller Vielfalt. Viele Hotels tragen mit attraktiven Restaurants unter ihrem Dach dazu bei, dass London seinen Status als kulinarischer Hotspot des Kontinents halten und weiter ausbauen kann. Das smarte «Broadwick Soho» ist eines dieser aktuellen Leuchtfeuer. Innendesigner Martin Brudnizki hat sich an der Opulenz inspiriert, welche das Soho-Viertel im Londoner West End in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts prägte.
Im Restaurant «Dear Jackie» im Tiefparterre des theatralischen Retro-Hotels schaffen Murano-Leuchter, rote Seidentapeten und plüschige Sessel ein Gefühl von elitärer Intimität und eine Atmosphäre, die laut Eigenwerbung «part dolce vita elegance, part disco fabulous» ist. Aufgetischt wird eine zeitgemässe italienische Küche zu gepfefferten Preisen, doch beweist das «Jackie», dass die Gäste jeden Preis in Kauf nehmen, wenn es gut gemacht ist. Und speziell jetzt in der kalten Jahreszeit ist es überaus angenehm, nach dem Essen nur noch die Treppe hochzugehen und den Komfort eines der 57 glamourös-behaglichen Zimmer zu geniessen.

Auswahl & Text: Claus Schweizer
Publiziert: 31. Januar 2025