Wo die Lebensgeister erwachen: Wellness-Oasen mit Wirkung

Früher wollten Wellnessgäste verwöhnt werden, heute erwarten viele Erholungssuchende auch einen gesundheitlichen Nutzen. Ohne therapeutischen Mehrwert geht es kaum mehr. Hier sind 11 sublime Wellness-Retreats, um zu neuer Energie und Balance zu finden. 

#1 The Alpina Gstaad, Gstaad BE

Das «Alpina» ist fabelhaft für Gemüt und Gesundheit zugleich – und ebnet den Weg zur sofortigen Entspannung, noch bevor man das Spa betreten hat. Die 56 holzgeprägten Zimmer präsentieren sich im feinsten Chalet Chic. Doch der Alpenstil ist stellenweise wohldurchdacht gebrochen – etwa mit der japanischen Küche im Restaurant «Megu» oder kräftigen Kunst- und Blumen-Akzenten in den öffentlichen Räumen.

Hinter dem Luxuskosmos in friedlicher Saanenland-Szenerie tut sich jedoch eine weitere Dimension auf. Im «Six Senses Spa» hat man die Wahl, eine wohltuende Gesichts- oder Körperbehandlung in tadelloser Ausführung zu geniessen und danach saunieren oder schwimmen zu gehen. Oder man bucht ein Gesundheitsprogramm dazu, das weit über das Gewöhnliche hinausreicht.

Ultramoderne, nicht-invasive Therapiebausteine wie Sauerstofftherapie, Photobiomodulation (stimulierende Lichtwellen), Kryotherapie (Kältekammer) werden subtil mit tibetischen Naturheilverfahren, Atemtraining, Yoga und Meditation kombiniert. «Viele unserer Gäste reisen mit leeren Batterien an und wollen die Verbindung zu sich selbst wiederfinden», sagt Hoteldirektorin Nadine Friedli. «Wir unterstützen sie dabei, Ruhe und Abstand von allem zu finden und ihre Lebensqualität auf ein neues Level zu bringen.»

#2 Chenot Palace Weggis, Weggis LU

Wer schlaff, müde und fahl im «Chenot Palace» anreist, gezeichnet von langen Winterwochen, kann davon ausgehen, strahlend und quicklebendig wieder abzureisen. Das elegante Refugium liegt am Fusse der Rigi. Eine Auszeit bietet etwa das siebentägige Programm «Recover & Energise». Es ist eine Initialzündung für alle, die jahrelang Raubbau an ihrem Körper betrieben haben und wieder fit werden wollen.

Voraussetzung für dieses Ziel ist, sich ohne Wenn und Aber dem individuell zugeschnittenen Programm aus Hydrotherapie, Schlammpackungen, Massagen, Fitness, energetischen Behandlungen und federleichter mediterraner Küche zu unterziehen. George Gaitanos, der wissenschaftliche Leiter, ist als einstiger Profi-Athlet von der Wirkungskraft gezielter Lebensstil-Anpassungen überzeugt: «Wer seine Jugendlichkeit bewahren und länger besser leben will, muss ernsthaft etwas dafür tun», sagt er. «Ein Gefühl des tiefen persönlichen Wohlbefindens bis ins hohe Alter gibt es nicht umsonst.»

#3 Grand Resort Bad Ragaz, Bad Ragaz SG

Die Ostschweizer Gesundheitsbastion unterscheidet sich von allen heimischen Wettbewerbern durch ihre 180-jährige Bäderkultur mit natürlichem Thermalwasser. Sie hat in jüngster Zeit eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Das einstige Sanatoriums-Flair wurde weitgehend eliminiert und der Wellbeing-Faktor in den Mittelpunkt gerückt. Die Medical-Verantwortlichen haben die traditionelle Kur trendbewusst neu definiert und ihre Kompetenzen in den präventiven «NewYou»-Retreats smart gebündelt. Letztere gehen während drei bis sieben Tagen spezifisch auf verschiedene Lebensstile ein und haben jeweils ein transformatives Ziel. Danach weiss man haargenau, was gut und was schlecht für einen ist.

Die genussaffinen Erholungssuchenden, die nun vermehrt hier absteigen, reisen oftmals mit Kind und Kegel an. Sie schätzen es, dass sie effizient ihre Gesundheit optimieren und zugleich ihre raren Ferientage mit der Familie verbringen können – der Angebotsvielfalt sei Dank: Von der Kindervilla und dem Family-Spa über die professionell geführte E-Bike-Station bis zum eigenen Golfplatz. Für jedes Bedürfnis ist gesorgt, insbesondere auch in gastronomischer Hinsicht mit sieben Restaurants und insgesamt sechs Michelin-Sternen. Soeben frisch renoviert: die öffentlich zugängliche Thermalwasserwelt «Tamina Therme».

#4 Bürgenstock Resort, Obbürgen NW

Der Bürgenstock ist mehr als ein Berg. Er ist ein Mythos. Ein Leuchtturm der Zentralschweiz. Und seit der Wiedereröffnung des gleichnamigen Hotelresorts im Herbst 2017 ein bei Gästen wie Tourismusprofis stark polarisierendes Reiseziel. Seit der welterfahrene, beim 700-köpfigen Hotelteam enorm geschätzte Generaldirektor Chris Franzen die operativen Geschicke leitet, sind sowohl konstante Spitzenleistungen in allen Bereichen als auch ein guter Swing in der weitläufigen Hotelanlage eingekehrt. Die kulinarische Vielfalt mit thailändischen, chinesischen, indischen, persischen und Schweizer Spezialitäten ist ohnehin top, und das «Alpine Spa» überzeugt nicht nur mit der phänomenalen Lage hoch über dem Luzerner Seebecken, sondern auch mit Wellness-Kompetenz.

#5 Hof Weissbad, Weissbad bei Appenzell AI

Wer seine Akkus aufladen und die Verbindung zu sich selbst wiederfinden will, ist in diesem angenehm unprätentiösen Gesundheits- und Wellnesshotel am Fuss des Alpsteingebirges in besten Händen. So mag eine Naturärztin nutzbringend darauf hinweisen, dass das nervige Rückenleiden eigentlich ein Magenproblem ist. Oder dass die richtige Körperhaltung den Gast sehr viel effektiver jünger wirken lässt als jede Hautstraffung.

Im Mittelpunkt steht die Mayr-Heilfastenkur, flankiert von einer Vielzahl von schul- und alternativmedizinischen Diagnostik- und Therapieverfahren. Doch kann man sich auch nur ein paar individuell passende Spa-Behandlungen herauspicken, ins unlängst hinzugekommene Bade- und Saunahaus abtauchen und abends die herausragenden Menüs der Appenzeller Küchenchefin Käthi Fässler geniessen. Überdies wird man liebevoll umsorgt und vor allem aber daran erinnert, wie es ist, sich wieder richtig fit und wach zu fühlen.

#6 7132 Hotel, Vals GR

Die Therme ist weltbekannt und hat seit ihrer Eröffnung im Jahr 1996 nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Im alpinen Tempel der Badekultur wird man zum Entdeckungsreisenden einer mystischen Welt aus Stein, Wasser und sanft gesteuertem Licht. Gänzlich tiefenentspannt sind jene, die im angegliederten Hotelresort absteigen. Es besteht aus dem fünfsternigen «7132 Hotel» im Haupthaus und dem nicht besternten «House of Architects» mit 73 Zimmern von vier berühmten Architekten (Peter Zumthor, Tadao Ando, Kengo Kuma und Thom Mayne). Der Vorteil für Hotelgäste: Die Therme ist täglich von 7 bis 11 Uhr für sie reserviert. Ebenfalls exklusiv: das Nachtbaden am Sonntag, Mittwoch und Freitag von 23 bis 1 Uhr.

Eine prickelnde Selbsterfahrung bietet das superheisse «Feuerbad». Nach dem japanischen Vorbild der Onsen-Bäder ist es ein Ort des Versinkens und der Hingabe. «Beim Feuerbad kann man nicht nebenbei an die Steuererklärung denken oder an den Ärger mit dem Lebenspartner – man muss sich ganz auf sich selbst und den Moment konzentrieren», sagt Hoteldirektorin Katrin Rüfenacht. Zum sinnlichen Gesamterlebnis gesellen sich ein Reigen von entspannenden und belebenden Spa-Treatments sowie vier Restaurants. In diesen isst man durchwegs fantastisch, sei es Pizza Margherita oder Steinbutt mit karamellisiertem Fenchel.

#7 Clinique La Prairie, Montreux VD

Als müder Ackergaul ein- und als fittes Rennpferd wieder auschecken: Mit dieser Erwartung reisen die Entkräfteten unserer Leistungsgesellschaft seit neun Jahrzehnten an diesen mythischen Ort der Selbsterneuerung. Anfang der 1930er-Jahre wurde hier die Frischzellenkur erfunden. Das heutige Modewort «Longevity» gehört seit jeher zur «DNA» des Hauses, auch wenn der Schwerpunkt schon immer auf der Verlängerung der «Gesundheitsspanne» liegt – im Gegensatz zur blossen Lebensspanne.

Die fünf- bis siebentägigen Revitalisierungsprogramme, die aufgrund eines ärztlichen Check-ups mit viel Hightech-Diagnostik (auf Wunsch auch mit genetischen Tests) individuell angepasst werden, machen einen wirklichen Unterschied. Sie sorgen für körperliche und geistige Klarheit. Das Ganze ist alles andere als preisgünstig, aber für die vielen wiederkehrenden Gäste offensichtlich den Preis wert (ab 11’250 CHF und nach oben offen). Seit Sigmund Freud argumentieren ja die Psychoanalytiker, dass Gesundheitswillige nicht gesund werden, wenn sie nicht ordentlich für ihre Behandlung bezahlen müssen. Überzeugung und das Gefühl, sich etwas zu gönnen: Auch davon lebt das Prinzip Health-Retreat.

#8 Six Senses Crans-Montana, Crans-Montana VS

Bei der Hotelgruppe Six Senses gehört ganzheitliches Wellbeing zur Unternehmens-DNA. In diesem Chalet-artigen Neubau mit grossen, angenehm temperierten Pools innen und aussen kann man Energie tanken, Stress runterfahren und das Immunsystem dafür rauf. Das Revitalisierungsprogramm von Health-Screenings, Massagen bis zur Ernährungsberatung und Aktivitäten im Freien ist lediglich das Basisangebot. Darüber hinaus werden regelmässig Wellness-Koryphäen aus aller Welt eingeladen. Es gibt eine «Biohack Recovery Lounge» mit modernen Therapien wie NormaTec, Hyperice X und Venom, bei denen «natürliche Killerzellen» stimuliert werden, die Infektionen effizient abwehren sollen.

In der «Alchemy Bar» können Gäste verschiedene Pflegeprodukte selbst herstellen und sich dabei die heilende Wirkung der einzelnen Pflanzen und Kräuter erklären lassen. Die 78 stylisch-gemütlichen Zimmer sind in Erdfarben und sinnlicher Haptik ausgestattet, doch blicken die wenigsten in die Weite – dieses Privileg ist den angegliederten Residences vorbehalten. Kulinarisch hat man die Wahl zwischen der All-day-Brasserie «Wild Cabin» (mit Gerichten, die vom Hotel treffend als «hearty and healthy» beschrieben werden) und dem «Byakko» mit ambitionierter japanischer Küche.

#9 Gstaad Palace, Gstaad BE

Es gibt viel, was an diesem 112-jährigen Alpenpalast begeistert: 90 behagliche Zimmer, vier Restaurants für jede Gemütslage und ein strahlendes Team mit vielen langjährigen Mitarbeitenden. Es ist ein Ort wie eine Umarmung, wo kosmopolitischer Glamour und Berner Oberländer Bodenständigkeit harmonisch zusammenfinden – auch im Spa. Letzteres sorgt nicht nur für Entschleunigung, sondern hat die Prioritäten den heutigen Bedürfnissen angepasst. Die verhätschelnden «Pampering»-Programme von einst wurden grösstenteils durch revitalisierende Treatments ersetzt.

Die Gäste in ihrem Inneren wiederzubeleben, ist eine Herzensangelegenheit für Estelle Gomes, die Spa-Leiterin. Ob Personal Training für einen widerstandsfähigen Rücken, Yoga und Meditation für das energetische Gleichgewicht oder eine ayurvedische Therapie zur Verbesserung zahlreicher Zipperlein: Die «Oase der Achtsamkeit», wie Estelle den Spa-Bereich beschreibt, bietet tiefgreifendes Wellbeing mit nachhaltiger Wirkung. Wer intensiv relaxen will, bucht das zweistündige «Hamam Experience» (ein Parcours durch sechs Bäder und Massagen) oder wählt eine regenerierende Beautybehandlung mit Pflegeprodukten aus dem nahegelegenen Bio-Kräutergarten «Jardin des Monts».

#10 Appenzeller Huus, Gonten AI

Das beschauliche 1400-Seelen-Dorf Gonten ist gerade dabei, sich auf die internationale Landkarte der Wellness-Community zu katapultieren – mit einem Hotel-Ensemble, wie es das Appenzellerland noch nicht gesehen hat. Zu den beiden bestehenden Hotelteilen «Huus Bären» (drei Sterne) und «Huus Löwen» (vier Sterne) wird sich ab diesem Frühjahr das auf nachhaltige Aspekte ausgerichtete «Huus Quell» gesellen. Es wartet mit 30 luxuriösen Zimmern (fünf Sterne) und einem attraktivem Spa auf – alles unter der Dachmarke «Appenzeller Huus». Es ist ein Unikat von einem Wellness-Retreat, welches sich nicht vordergründig in Instagram-tauglichen Reizen verliert, sondern auch die tieferen Schichten des Wohlgefühls zu berühren vermag.

Das ausgeklügelte Wellnesskonzept bietet innovative Diagnose-Tools und ganzheitliche Entspannungs- und Behandlungsangebote von Yoga über Kryotherapie bis Biohacking. Auch der Einbezug der umliegenden Natur gehört dazu – mit individualisierten Outdoor-Coachings ausserhalb der Spa-Komfortzone. Ebenfalls im Angebot: drei Restaurants und ein imposanter Weinkeller. Das Versprechen des Investors und gebürtigen Appenzellers Jan Schoch: «Wir bieten Wellness mit gesundheitlichem Nutzen, doch soll der Genuss dabei nicht zu kurz kommen.»

#11 Tschuggen Grand Hotel, Arosa GR

Das flamboyant zusammengewürfelte Design in den Zimmern und öffentlichen Räumen des Haupthauses steht in Kontrast zum puristisch gestalteten, von farbig illuminierten Glassegeln gekrönten «Bergoase»-Spa des Architekten Mario Botta. Die Wellness-Therapeutinnen und -Therapeuten werden mit besonderer Sorgfalt ausgesucht, weshalb der hohe Anspruch an die Behandlungen jederzeit erfüllt wird. Wer sich beispielsweise einer Bergkräuter-Stempelmassage hingibt, meint danach zu schweben, und die nicht-invasiven Lösungen zur Hautverjüngung sind massgeschneidert für jeden Gast.

Im Restaurant «La Brezza» des jungen Spitzenkochs Marco Campanella kommen auch vegane Feinschmecker auf ihre Kosten, und selbst im traditionellen «Grand Restaurant» stehen lustvoll komponierte Menüs auf pflanzlicher Basis als Alternative zur Wahl. Eine Besonderheit ist die futuristische Zubringerbahn vom Hotel ins Ski- und Wandergebiet. Umgekehrt kann man im Winter mit den Skiern bis vor die Hoteltür wedeln. Auch die Schlittelbahn von der Tschuggenhütte endet direkt beim Hotel. Für anspruchsvolle Gäste sind im Februar 2024 vier geräumige «Mountain Lofts» im angegliederten Neubau hinzugekommen.

Auswahl und Text: Claus Schweitzer

 

Publiziert: 24. Januar 2025