#1 Lago Maggiore: Isola Grande Brissago bei Brissago TI
Die Isola Grande, die grössere der beiden Brissagoinseln, verzeichnet dank ihrem exotischen Garten mit mehr als 1700 mediterranen und subtropischen Pflanzenarten jährlich so viele Besucher wie keine andere Sehenswürdigkeit im Tessin. Wer dem Touristenrummel aus dem Weg gehen und die verschlungenen Pfade der Insel im Stillen erleben will, reist am frühen Abend an und reserviert eines der zehn Hotelzimmer in der «Villa Emden». Das in den 1920er-Jahren erbaute Gebäude im neoklassizistischen Palazzo-Stil verdankt seine Architektur dem deutschen Kaufhausmagnaten Max Emden, dessen freigeistiger Lebensstil für rote Köpfe in der damals von Armut gezeichneten, stark katholisch geprägten Südschweiz sorgte. Über der Bootsanlegestelle prangt noch heute der Sinnspruch «Auch Leben ist eine Kunst». Nach Emdens Tod gingen die Brissagoinseln in öffentlichen Besitz über – sie sind seit 1950 der Botanische Garten des Kantons Tessins. Abends fällt ein unbeschreiblicher Zauber über den blühenden Wunderpark, und nach Abfahrt des letzten Schiffs fühlt man sich ein bisschen wie der frühere Inselbesitzer.
#2 Fluss Ticino: Isola dei Due Ponti in Giornico TI
Im Ortszentrum von Giornico in der unteren Leventina ist die Isola dei Due Ponti ein legendäres Fotosujet. Die Flussinsel ist auf beiden Seiten durch romanische Steinbrücken über den Fluss Ticino mit dem Festland verbunden. Mittendrin lädt das «Grotto dei Due Ponti» mit stimmiger Pergola-Terrasse und herzhafter Cucina Casalingua zur genussvollen Einkehr ein. Eine lohnenswerte erste Etappe bei der Fahrt vom Gotthard ins Tessin. Direkt unter dem Grotto besteht zudem die Möglichkeit, gefahrlos zu baden – auch für Kinder.
#3 Caumasee: Isla bei Flims GR
Im Flimserwald, rund 1000 Meter über Meer, spaziert man geradewegs in ein Wirklichkeit gewordenes Kalenderbild hinein. In diese alpine Idylle fügt sich der intensiv grünlich bis türkis schimmernde, aussergewöhnlich klare Caumasee mit seinen verträumten Buchten und Liegeplätzchen – und der Insel Isla als zentralem Blickfang. Letztere ist von Nadelbäumen bestanden und mit dem Pedalo oder Ruderboot zu erreichen. Oder man erschwimmt sich die Insel. Dank unterirdischer Quellen überrascht der Naturbadesee mit angenehmen Wassertemperaturen bis zu 24 Grad im Hochsommer. Das Restaurant am Caumasee sorgt für solide Verpflegung und erfrischende Drinks. Der «Lag la Cauma» (so die romanische Bezeichnung) ist auf einem halbstündigen Spazierweg ab der Busstation Flims-Waldhaus erreichbar. Dieser Weg lässt durch eine Kabelbahn abkürzen.
#4 Hallwilersee: Wasserschloss Hallwyl bei Seengen AG
Der Gang über die Brücke ist wie ein Sprung über die Jahrhunderte. Die zwei Arme des Aabachs, welche das Wasserschloss am Ausfluss des Hallwilersees umgeben, scheinen jegliche Hektik unserer Zeit abprallen zu lassen. Es ist eine Welt wie jenseits der Welt, die sich jenseits der gemauerten Wassergräben und hinter riesigen alten Bäumen versteckt. Während 800 Jahren war das Schloss der Familiensitz des Aargauer Adelsgeschlechts von Hallwyl, das sich auf eidgenössischen Schlachtfeldern und an europäischen Höfen, in der Wissenschaft und im Handel vielfältig hervorgetan hat. Die interaktive Ausstellung in der eindrucksvollen, auf zwei Inseln ausgedehnten Schlossanlage lässt die Geschichte und den Alltag dieser einflussreichen Familie lebendig werden, zudem gibt es interessante Einblicke in den früheren Alltag der «normalen» Bevölkerung des Seetals. Nach der Zeitreise durch die verschiedenen Epochen lädt der Schlosshof mit Café zum Verweilen ein.
#5 Urnersee: Badeinseln Lorelei bei Flüelen UR
Wie auf so manchen Malediveninseln wurde auch bei den drei Badeinseln Lorelei und den davorliegenden, nicht zugänglichen Neptuninseln von Menschenhand nachgeholfen. Die scheinbar natürliche Lagunenlandschaft im Reussdelta an der Südspitze des Urnersees ist aus recycliertem Aushubmaterial des Gotthard-Basistunnels entstanden – mit dieser wellenbrechenden Massnahme soll das zuvor erodierende Ufer geschützt und das Notwendige mit dem Vergnüglichen kombiniert werden. 2400 Zugladungen Kies und Geröll wurden hierher transportiert und im See versenkt. Zu sehen sind jedoch lediglich die tellerflachen, knapp aus dem Wasser ragenden und mit Sand, Pflanzen und grossen Steinblöcken bedeckten Inselchen, die selbst Wasserscheue zum (Sonnen-)Baden einladen – es braucht ja bloss ein paar wenige Schwimmzüge vom landseitigen Sand- und Kiesstrand aus. Der rege Badebetrieb und die tropische Ferienstimmung sprechen jedenfalls für sich.
#6 Zürichsee: Insel Ufenau bei Pfäffikon SZ
Inseln scheinen uns Schweizern besonders am Herzen zu liegen. Das äussert sich in einem ausgeprägten Stolz auf die von Wasser umgebenen Ausflugsziele vor der eigenen Haustür. Und in strengen baulichen Reglementierungen. Letztere brachten das ambitionierte Neubauprojekt des Architekten Peter Zumthor auf der Ufenau zu Fall. Das Kloster Einsiedeln, das die Insel seit dem Jahr 965 besitzt, wollte hier ein Sommerrestaurant mit markantem segelförmigem Dach realisieren. Es hätte das Wirtshaus «Zu den zwei Raben» ergänzen sollen. Daraus wurde nichts, doch immerhin erstrahlt das unlängst sanft renovierte Lokal in barockem Glanz. In der romanischen Kirche St. Peter und Paul mit Fresken zur Inselgeschichte kann man sich trauen lassen. Bei Spaziergängen über das 470 Meter lange und maximal 220 Meter breite Eiland mit geschütztem Moorgebiet, Rinderzucht und eigenem Weinanbau lässt sich die Ufenau erkunden. Nur Baden, Picknicken und Grillieren sind nicht erlaubt. Die grösste Insel der Schweiz ist in wenigen Minuten mit dem Taxiboot ab Pfäffikon oder dem Kursschiff erreichbar, etwa auf einer 1¾-stündigen Fahrt ab Zürich-Bürkliplatz.
#7 Rhein: Musik- und Klosterinsel Rheinau in Rheinau ZH
Fünf Kilometer unterhalb des Rheinfalls, am Rand des Zürcher Weinlands, schlingt sich der Rhein fast vollständig um den Ort Rheinau. Von dieser Halbinsel führt eine kleine Brücke zur echten Insel mit dem ehemaligen Benediktinerkloster und der imposanten Barockkirche. Die Insel Rheinau, die von 1862 bis ins Jahr 2000 die Psychiatrische Klinik des Kantons Zürich beherbergte, positioniert sich neuerdings als Musikinsel mit entsprechenden Einrichtungen für Musikschaffende. Vor allem sollen hier Orchestern und Chören zur Vorbereitung von Konzerten optimale Voraussetzungen geboten werden – auch mit stark vergünstigten Tarifen für Übungsräume und Übernachtungen. Der Hotelbetrieb mit 60 modernen Zimmern steht jedermann offen, ebenso die regelmässig stattfindenden Konzerte, Musik-Workshops, Yoga-Wochenenden oder Kreativkurse. Zum Ensemble gehört auch das Restaurant Klostergarten lauschigem Garten unter schattigen Bäumen.
8 Rhein: Klosterinsel Werd bei Eschenz TG
Von den drei Werdinseln im Ausfluss des Rheins aus dem Untersee ist nur die grösste zugänglich. Dies über einen 200 langen Holzsteg, der am Strandweg zwischen Eschenz und Stein am Rhein beginnt. Auf der Insel lebte einst Otmar, Gründer und erster Abt des Klosters St. Gallen, in der Verbannung. Bis heute sind an diesem Ort der Ruhe und Kontemplation sechs Franziskanermönche ansässig. Sie heissen auch gewöhnlich Sterbliche zum gemeinsamen Gebet in der St. Otmarskapelle oder zum Besuch des Labyrinths im Klostergarten willkommen.
#9 Lac de Gruyère: Île d’Ogoz bei Pont-en-Ogoz FR
Der von der Sarine durchflossene Speichersee ist mit 13,5 Kilometer der längste des Landes und wird auch oft als der landschaftlich schönste bezeichnet. Viele Schweizerinnen und Schweizer kennen ihn vom Autofenster aus – als zauberhafte, rasch vorüberziehende Voralpenkulisse auf der Fahrt zwischen Fribourg und Lausanne. Nur die wenigsten kennen aber diese saftig grüne Region aus der Nähe. Wer sich auf den Lac de Gruyère im Herzen des Greyerzerlands einlässt, wird sicher neugierig auf die Île d’Ogoz werden. Die romantische Insel mit Burgruine und achthundertjähriger Kapelle, 1948 beim Bau des Staudamms entstanden und bei Niedrigwasser zu Fuss zugänglich, ist mit dem Taxiboot ab Pont-en-Ogoz aus erreichbar. An Sonntagnachmittagen verkehrt das Boot meist auch ohne Voranmeldung.
#10 Genfersee: Wasserburg Château de Chillon bei Montreux VD
Die Wasserburg im oberen Genferseebecken hat schon viele Generationen von Besuchern fasziniert und ruft nicht nur bei Kindern einen wohligen Schauer hervor. Das ikonische Bauwerk thront seit dem 12. Jahrhundert auf der ovalen Felseninsel und war wegen seiner Lage an der Engstelle zwischen steiler Bergflanke und See bereits zur Römerzeit ein strategisch günstiger Ort: Reisenden zum Grossen Sankt Bernhard wurden hier Maut und Zölle abgeknöpft. Lange unter savoyischer Herrschaft, besetzten 1536 die bernischen Landvögte die Burg. Während der waadtländischen Revolution 1798 wurden «Leurs Excellences de Berne» zurück nach Hause geschickt, und in der Folge ging Chillon in den Besitz des neu gegründeten Kantons Waadt über. Ein Besuch der Bilderbuchburg lässt sich bestens mit einer Bootsfahrt verbinden, etwa einer Rundtour mit einem der nostalgischen Raddampfer ab Montreux, Vevey oder Lausanne.
Text: Claus Schweitzer
Publiziert: 05.06.2023