Interview mit dem Filmmusikkomponisten und Oscar-Preisträger Howard Shore

Wir sprachen mit dem preisgekrönten Filmmusikkomponisten Howard Shore, bekannt für Soundtracks wie «Der Herr der Ringe», über die Bedeutung von Musik, seine Inspiration durch die Natur und seinen bevorstehenden Auftritt beim Zurich Film Festival. Wir verlosen 2x2 Tickets für die «Cinema in Concert» - Gala am 5. Oktober 2024.

"Es ist erfreulich, etwas Positives für die Welt zu schaffen."

Howard Shore
Preisgekrönter Komponist

Howard Shore, Ihre Musik ist sehr unterschiedlich. Woher rührt diese Vielfalt?

Ich bin mit einer Gruppe von Freunden aufgewachsen, die später Schriftsteller, Regisseure und Schauspieler wurden. Seit jeher fühlte ich mich als Teil eines künstlerischen Ensembles. Wir machten Drama, wir machten Komödien – durch diesen frühen Bezug zur Theaterarbeit war es für mich als jungen Musiker und angehenden Komponisten nur natürlich, mich mit verschiedenen Genres zu beschäftigen.

Welche Musik hören Sie, wenn Sie alleine sind?

Ich mag Musik dann am liebsten, wenn sie live gespielt wird, und gehe deshalb regelmässig in die Oper. Zwei neue Werke haben mich kürzlich begeistert: Nico Muhlys Oper «Marnie» und Thomas Adès’ neue Oper «The Exterminating Angel» fand ich beide überwältigend. Aufnahmen höre ich eigentlich nur zu Recherchezwecken an. Und da ich mit dem Violinvirtuosen Ray Chen am Soundtrack für den neuen Film «The Song of Names» arbeite, hörte ich mir in letzter Zeit viele Violinkonzerte an – beispielsweise von Bruch und Dvorˇák.

Howard Shore sitting at his table composing.
Howard Shore komponierte die Filmmusik für mehrere Blockbuster, unter anderem Tolkiens «Der Herr der Ringe».

Sie werden dieses Jahr vom Zurich Film Festival geehrt und dürfen als Jurypräsident des internationalen Filmwettbewerbs uraufgeführte Kompositionen beurteilen. Was bedeutet dies für Sie?

Ich fühle mich geehrt, dass ich zum 20-jährigen Jubiläum des Zurich Film Festival eingeladen wurde, um den Career Achievement Award zu erhalten und Jurypräsident des 12. Internationalen Filmmusikwettbewerbs zu sein. Ich bin gespannt auf die «Cinema in Concert»-Gala mit dem grossen Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung von Frank Strobel, die die Kunst der Musik im Film feiert. Der Wettbewerb ist eine grossartige Gelegenheit, aufstrebenden Komponisten zu ermöglichen, ihre Werke in einem wunderschönen Konzertsaal zu präsentieren und um neue Perspektiven zu bieten. 

«Ich habe die Noten im Kopf und schreibe sie mit Bleistift auf.»

Howard Shore

Sie leben auf dem Land. Inspiriert Sie die ruhige Umgebung?

Absolut. Mein Haus liegt in einem Eichenwald und wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Als es restauriert wurde, haben wir auch den Garten neu angelegt, der direkt in den Wald führt. Wir leben sozusagen mitten in der Natur und ich denke, mit der Restaurierung von Haus und Garten wurden auch meine Kompositionen besser. Die Natur ist sehr wichtig für mich. Ich glaube, sie war auch das Bindeglied zu Tolkien, als ich seine Welt in Musik umgesetzt habe.

Sie verbringen aber auch viel Zeit in New York City. Beeinflussen diese gegensätzlichen Orte Ihre Arbeit?

An der Stadt schätze ich die Nähe zum Theater und zur Oper. Zum Schreiben bevorzuge ich aber die ruhige Umgebung meines Studios im Stil des 19.Jahrhunderts.

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Können Sie die Methodik Ihrer Kompositionsarbeit beschreiben?

Die Musik entsteht durch Kontrapunktik und Harmonie. Ich habe die Noten im Kopf und schreibe sie mit Bleistift auf. Später orchestriere ich sie in Tinte.

«Der Herr der Ringe» ist von Weite und beeindruckenden Landschaften geprägt. In «Panic Room» bringt uns die klaustrophobische Atmosphäre der Verzweiflung nahe. Wie bereiten Sie sich auf die emotionalen Anforderungen eines Jobs vor?

Bevor ich begann für «Der Herr der Ringe» zu schreiben, habe ich intensiv recherchiert. Rund sechs Monate habe ich mich eingelesen, mich mit Tolkiens Welt beschäftigt, die kulturellen Auswirkungen der Bücher zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung und die Einflüsse, die ihn beim Erschaffen dieser Welt leiteten, untersucht. Historische Aspekte bei Werken wie diesem interessieren mich. Fast während der ganzen vier Jahre, in denen ich die Musik schrieb und die Aufnahmen machte, war Tolkiens Buch mein ständiger Begleiter. Für David Finchers «Panic Room» sah es ein wenig anders aus. Der Film hat keinen historischen Bezug. Ich sah mir den Film an und versuchte, Botschaften und Emotionen zu erfassen. Die Musik entstand aus meiner eigenen Vorstellungskraft.

Wie Ihre Musik ist auch die Welt überaus vielfältig. Haben Sie Lieblingsorte?

Oh, ich bin sehr gerne in New York, in der Schweiz und in Frankreich. Durch meine Zusammenarbeit mit Ludwig Wicki, dem Stiftskapellmeister der Hofkirche, habe ich geraume Zeit in Luzern verbracht. Wir sind eng befreundet und er hat mir auch die Schönheit der Schweiz nähergebracht.

Über Howard Shore
Howard Shore (1946 in Toronto geboren) ist einer der ganz Grossen der Filmmusik. Er studierte am Berklee College of Music in Boston. Mit seinen Kompositionen hat er Filmen wie «Der Herr der Ringe», «Panic Room», «Das Schweigen der Lämmer» oder «The Aviator» ihre ganz besondere Note verliehen. Und als Leiter der Band in der NBC-Show «Saturday Night Live» hat er seinerzeit auch die Blues Brothers «erfunden». Für sein umfangreiches Schaffen hat Howard Shore drei Oscars, vier Grammys und Dutzende von Auszeichnungen erhalten. Gemeinsam mit seiner Frau Elizabeth Cotnoir lebt er auf einem ländlichen Anwesen aus dem 19. Jahrhundert rund eine Stunde ausserhalb von New York City.

 

Auszeichnung und Auftritt am ZFF
Howard Shore wird beim 20. Zurich Film Festival (3.-13. Oktober 2024) mit dem Career Achievement Award ausgezeichnet. Er nimmt den Preis für seine beeindruckende Karriere und seinen Beitrag zur Filmmusik am 5. Oktober in der Tonhalle Zürich im Rahmen der «Cinema in Concert»-Gala entgegen. Shore wird bei dieser glamourösen Gala auch als Jurypräsident des 12. internationalen Filmwettbewerbs anwesend sein. Das ZFF freut sich darauf, diesen besonderen Moment mit Howard Shore und allen Festivalbesuchern zu feiern. 

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Veranstaltungsdetails:

Datum: Samstag, 5. Oktober 2024
Uhrzeit: 20:00 Uhr
Ort: Tonhalle-Orchester Zürich
Info: Internationaler Filmmusikwettbewerb

 

Einsendeschluss:
Melde dich bis zum 24. September 2024, 23:59 Uhr, an, um an der Verlosung mit dabei zu sein!*
*Die Teilnahme am Wettbewerb ist geschlossen.

Text: Dany Bucher
Photos: Sally Montana & Courtesy of Howard Shore

 

Aktualisiert am 27. September 2024 von Tanja Fegble